Globale Plattform zur Förderung von erneuerbaren Energien gegründet

Die neue parteien- und länderübergreifende Plattform zur Förderung erneuerbaren Energien für Parlamentarier verfolgt das Ziel, Lösungen zur umfangreichen und schnellen Förderung von erneuerbaren Energien zu entwickeln, denn „nur eine zeitnahe Energiewende hin zu erneuerbaren Energien kann die Klimakrise noch aufhalten und uns vor den verheerenden Auswirkungen schützen“.

Plattform zur Förderung von erneuerbaren Energien

Hamburg/Kattowitz, den 10. Dezember 2018 – Die 24. UNO-Klimakonferenz (COP24) im polnischen Kattowitz steht im Zeichen verheerender Waldbrände, Dürreperioden und anderer Wetteranomalien in diesem Jahr. Es wird deutlich, dass weitreichende Umstrukturierungen in Wirtschaft und Gesellschaft nötig werden, um den Klimawandel noch aufzuhalten. Um eine schnelle, umfangreiche und reibungslose Energiewende hin zu erneuerbaren Energien zu vollziehen, wird nun am 11. Dezember, während der COP24, die Plattform Global Renewables Congress (GRC) ins Leben gerufen. Sie ist eine parteien- und länderübergreifende Plattform für Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die den Dialog zwischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern für eine Umsetzung einer weltweiten Energiewende vereinfachen und verbessern soll. Amtierende und ehemalige Delegierte aus nationalen und regionalen Parlamenten können Mitglieder der GRC-Plattform werden. Den Vorsitz hat Bärbel Höhn, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages und Energiebeauftragte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Afrika.

„Nur eine zeitnahe Energiewende hin zu erneuerbaren Energien kann die Klimakrise noch aufhalten und uns vor den verheerenden Auswirkungen schützen“, erklärt Bärbel Höhn. „Wir müssen die Erneuerbaren in großem Umfang ausbauen. Um noch eine Chance zu haben, die katastrophalen Konsequenzen der Klimakrise zu verhindern, müssen Lösungen für erneuerbare Energien flächendeckender und schneller als je zuvor umgesetzt werden. Die GRC-Plattform hat großes Potenzial, sie auf globaler Ebene voranzubringen.“

Stellvertretende Vorsitzende werden aus allen Erdteilen ernannt. Die Stiftung World Future Council, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat, wird das Sekretariat der GRC-Plattform bereitstellen.

„Eine Vielzahl von Studien, wie beispielsweise der Bericht des Klimarates IPCC, macht deutlich, dass wir nicht einmal in die Nähe dessen kommen, was laut des Pariser Klimaabkommens nötig wäre“, bemerkt Rob van Riet, Direktor des Klima-und-Energie-Programms der Stiftung World Future Council. „Die gute Nachricht ist, dass die Energiewende technisch möglich ist und dass erneuerbare Energien signifikant dazu beitragen, die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen; die schlechte Nachricht ist, dass es noch an politischem Willen fehlt, diese umzusetzen. Leider spielen Eigeninteressen oft eine größere Rolle als das langfristige Gemeinwohl. Die GRC-Plattform wurde ins Leben gerufen, um schneller ans Ziel zu kommen und ich bin zuversichtlich, dass hier die nötigen Synergien für eine umfassende Energiewende entstehen werden.“

Die GRC-Plattform wird durch die Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Stiftung Mercator ermöglicht. Weitere Unterstützung wurde von Amir Roughani, Botschafter der Stiftung World Future Council, bereitgestellt.

WEITERE INFORMATIONEN

www.renewablescongress.org
Anna Skowron
Project Manager Climate & Energy, World Future Council
anna.skowron@worldfuturecouncil.org

Pressekontakt

Miriam Petersen
Media & Communications Manager
World Future Council
Dorotheenstraße 15, 22301 Hamburg
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T: 040-3070914-19

Über die Stiftung World Future Council

Der World Future Council verfolgt das  Ziel, unseren Kindern und Enkeln einen gesunden Planeten mit gerechten Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifizieren und verbreiten wir zukunftsgerechte politische Lösungen und fördern deren Umsetzung weltweit. Unsere Hauptansprechpartner hierfür sind politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Wir beraten in enger Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen, Wissenschaftlern und internationalen Organisationen. So unterstützen wir Entscheidungsträger dabei, stets im Sinne von Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit zu handeln.

Berlin begrüßt den World Future Council in den Bundestag

Die ehemalige Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, lud unser Ratsmitglied Vandana Shiva und Direktorin Alexandra Wandel in den Bundestag ein, um über den 100%-Biolandbau-Staat Sikkim zu sprechen.

Am Donnerstag, dem 29. November, schenkte Berlin nach einer Woche ungemütlichen Wetters ein Stück Wintersonne, um das Ratsmitglied des World Future Council und weltbekannte Umweltaktivistin Vandana Shiva und unsere Direktorin Alexandra Wandel im Bundestag zu begrüßen. Sie wurden von der ehemaligen Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, MdB, in den Bundestag eingeladen, um über die agrarpolitische Situation in Indien, den ersten 100%-Bio Staat der Welt und den Gold-Gewinner des Future Policy Awards 2018, Sikkim, und die Zukunft der globalen Landwirtschaft zu sprechen.

„Sikkim ist ein gutes Bespiel dafür, dass wir die Welt verändern können, wenn wir den agrarökologischen Weg gehen.”

Vandana Shiva

Ein Einblick in den Bundestag

In einem schlichten aber eleganten Konferenzraum begrüßte Künast ihre Gäste und 30 Zuschauer aus dem Deutschen Bundestag, europäischen Umweltinstituten und der Öffentlichkeit. Schnell wandte sich das Gespräch der Landwirtschaft in Indien zu: ein Land, dessen landwirtschaftliches Gesicht während der Grünen Revolution Mitte des 20. Jahrhunderts tiefgreifend verändert wurde. Es ist ein bemerkenswertes Beispiel für die extremen Konflikte und Kontraste im gegenwärtigen globalen Nahrungsmittelsystem. Ratsmitglied Shiva beschrieb die Schrecken der ressourcen-intensiven Landwirtschaft in dem Land, auf die sie im Laufe ihrer vier Jahrzehnte Umweltaktivismus immer wieder gestoßen ist. Eine fortlaufende Selbstmord-Epidemie von Hunderttausenden verschuldeter Landwirte, ein cancer train („Krebszug“) aus dem Punjab, dem Rajasthan, und eine aus der Landwirtschaft und in den Drogenmissbrauch vertriebene Jugend, waren einige der Bilder, auf die sie sich berief. Aber die alten Techniken, die auf der reduktionistischen „Lego-Logik“ gentechnischer Methoden basieren, sind als falsch erkannt und von vielen Menschen haben begonnen, diese durch Bio-Agrikultur zu bekämpfen.

„Ein neues Verständnis eines alten Wissens wird die Zukunft der Menschheit sein.”

Renate Künast

In den letzten 45 Jahren hat der Bundesstaat Sikkim im indischen Himalaya den Übergang zur 100% Bio-Landwirtschaft vollzogen. Modellbauernhöfe, Farmer Field Schools und ein generelles Verbot nichtökologischer Lebensmittelprodukte haben dazu beigetragen, dass über 65.000 Landwirte auf 75.000 Hektar zu nachhaltigen, vollständig biologischen Methoden ausgebildet wurden. Die Direktorin der Stiftung World Future Councils, Alexandra Wandel, beschrieb, wie die beispiellose und absolut erfolgreiche Transformation der Region unzählige Vorteile für ihre Landwirte und die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen vor Ort gebracht hat. Außerdem hat sie für einen Tourismus-Boom um 50% und Anerkennung auf globaler Ebene gesorgt. Für diese unermüdliche Arbeit im ökologischen Landbau wurde Sikkim bei der Zeremonie vor 170 Staatsoberhäuptern in Rom mit dem Future Policy Award 2018 in Gold ausgezeichnet. Obwohl 51 andere Nominierungen für den Preis ausführlich recherchiert wurden und andere Politiken aus Dänemark, Ecuador und Brasilien eine Silberauszeichnung erhielten, erwiesen sich Sikkims Bemühungen bei weitem als vorbildlich.

„Ein wirklich visionärer und ganzheitlicher Ansatz in der Landwirtschaft.”F

Alexandra Wandel

Im Rahmen ihrer Arbeit als Bundestagsabgeordnete hatte Künast kürzlich die Gelegenheit, Sikkim zu besuchen, um die bahnbrechende Arbeit mit eigenen Augen zu sehen. Sie sei sehr beeindruckt davon gewesen, wie der Staat öffentliche Gelder einsetzt, um seinen Bürgerinnen und Bürgern im biologischen Landbau Chancen auf ein Leben in Selbstbestimmung, Gesundheit und Würde zu bieten. Dort verschmilzt Wertschätzung von traditionellem Wissen mit der Kompetenz der Menschen in einer Atmosphäre des Respekts vor einander und der Erde.                                                                                      

 

„Sikkim ist das Licht. Der Kampf muss weitergehen. “

Vandana Shiva

Nachdem alle Redner ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit Leidenschaft geteilt hatten, konnte das Publikum seine Fragen stellen. Die Chancen und Risiken der Digitalisierung der Landwirtschaft standen an erster Stelle, und Ratsmitglied Shiva betonte den Unterschied zwischen dem Recht auf Technologie und dem freien Internet auf der einen Seite, und der erzwungenen Digitalisierung der Landwirtschaft auf der anderen. Es sei nötig angesichts der Gefahren einer Kommerzialisierung landwirtschaftlicher Daten zur Verwendung durch große Unternehmen vorsichtig zu sein. „Die Festlegung des Gemeingutes in diesem neuen Kontext”, sagte Prof. Dr. Shiva, “ist äußerst wichtig.”

Eine zweite Person fragte, wie Sikkim auf nationaler Ebene wahrgenommen wurde. Sei dies der Beginn eines Indiens des Biolandbaus? Es gäbe sicherlich andere positive Beispiele, zum Beispiel Bemühungen im Norden des Bundesstaates Ladakh, Biolandbau zu etablieren, so Shiva. Auf nationaler Ebene bestünden jedoch nach wie vor große Hindernisse. Entscheidend sei hier das anhaltende Bekenntnis aller Gesellschaftsschichten zu einer Vision von Nachhaltigkeit.

„Wir brauchen eine echte Debatte in allen unseren Gesellschaften, sonst ist die Zukunft eine Sackgasse. Nur Ernährungsdemokratie wird uns im Jahr 2050 ernähren. “

Vandana Shiva

Vandana Shiva bei der Einladung in den Bundestag

Die Veranstaltung, bei der in den Bundestag eingeladen wurde, fand einen Tag nachdem die Stiftung World Future Council und Ratsmitglied Shiva ins Deutsche Theater eingeladen wurden, um das 60. Jubiläum von Brot für die Welt zu feiern, statt. Am gleichen Tag der Gesprächsrunde, die in den Bundestag gelegt wurde, fanden zwei weitere spannende Veranstaltungen im historischen Babylon Cinema in Berlin statt. Die erste – “Vision for Agriculture 2050” [1] [2] – war eine Debatte zwischen Ratsmitglied Shiva, Norbert Lemken, Direktor der Agrarpolitik von Bayer, und Prof. Dr. Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Während der Debatte brachte das Publikum seine Unterstützung für Biolandbau und seine Empörung über die Kommerzialisierung von Landwirtschaft zum Ausdruck: es tobte eine Debatte über die Wissenschaftlichkeit von Einsatz von Chemikalien, die Fähigkeit, die Welt zu ernähren, und die Moral hinter dieser monumentalen Aufgabe. Nach einer kurzen Pause, in der sich die Zuschauer mit der Literatur von Vandana Shiva informieren und mit Liam Innis über die Stiftung World Future Council und den Future Policy Award sprechen konnten, ging die Nacht mit der Vorführung von „Unser Saatgut: Wir ernten was wir säen”  weiter. Der Film, in dem Ratsmitglied Shiva eine Protagonistin ist, verfolgt die reiche Geschichte des 12.000 Jahre alten Kulturguts Saatguts, das heute wegen der Aktivitäten der Agrarindustrie vom Aussterben bedroht  ist – und von manchen Menschen mit Leidenschaft geschützt wird.

„Ich denke, es ist an der Zeit, die Pflege, Liebe, Miteinander und unsere Gehirne wieder der Landwirtschaft zu zuwenden.”

Vandana Shiva

[1] https://www.2000m2.eu/de/vandana-shiva-visions-for-agriculture-2050/

[2] https://theworldnews.net/de-news/aktivistin-streitet-mit-konzern-vandana-shiva-vs-bayer-lobbyist

Ghana auf dem Weg sein Kinderschutzsystem effektiver zu gestalten

Das ghanaische Kinderschutzsystem zum besseren Schutz der Kinder vor Gewalt

Für die Mehrheit der Kinder in Ghana gehört Gewalt leider zum Alltag: Laut offiziellen Statistiken werden 9 von 10 Kindern Opfer von seelischer oder physischer Gewalt, körperliche Bestrafung ist an der Tagesordnung. Schockierender sind die Zahlen für sexualisierte Gewalt: Knapp ein Fünftel wird sexuell missbraucht. Es besteht dringender Handlungsbedarf Kinder vor Gewalt zu schützen und Betroffene zu unterstützen und das ghanaische Kinderschutzsystem zu überarbeiten! Für Mädchen und Jungen, die (sexualisierte) Gewalt und Misshandlung erfahren, soll nun eine zentrale und kinderfreundliche Anlaufstelle geschaffen werden, die sofortige Hilfe bietet. Unser Team führte dazu einen Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern von Ministerien, staatlichen Einrichtungen sowie mit wichtigen Akteuren des Kinderschutzes im südost-ghanaischen Ho durch. Dies  sind die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

Samia Kassid bei der Eröffnung des Workshops

Im November 2017 lud die Stiftung World Future Council politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus 12 afrikanischen und asiatischen Ländern nach Sansibar ein, um sich von dessen Kinderschutzgesetz und seiner Implementierung anregen zu lassen. Sansibar hat 2015 den Goldpreis des „Polit-Oscar“ Future Policy Award gewonnen.

Die Ghanaische Delegation bestehend aus Vertretern des Referates für Kinder im Ministerium für Gender, Kinder und Sozialfürsorge sowie der Rechtsfakultät der GIMPA Faculty of Law, inspirierte das One-Stop-Centre Modell für das ghanaische Kinderschutzsystem, das Sansibar inzwischen in 6 von 11 Distrikten umgesetzt hat.

Was ist ein One-Stop-Centre?

One-Stop-Centre (OSC) sind zentrale Anlaufstellen für von (sexualisierter) Gewalt betroffene Kinder und ihre Familien. Hier finden sie psycho-soziale, medizinische und ggf. juristische Hilfe unter einem Dach. Auch wird der Fall direkt von der Polizei aufgenommen, um eine strafrechtliche Verfolgung einzuleiten. Die Grafik veranschaulicht das Modell:

Als ein wichtiges Element eines starken nationalen Kinderschutzsystems bieten die One-Stop-Centre von (sexualisierter) Gewalt und Missbrauch Betroffenen (Mädchen und Jungen, Frauen und Männern) eine Anlaufstelle, die verschiedene Dienste unter einem Dach beherbergt. Dadurch muss die betroffene Person ihr Trauma-Martyrium nicht mehrmals durchlaufen und erhält schnelle Hilfe. Es trägt dazu bei, dass Eltern bei der Behandlung ihres Kindes und der strafrechtlichen Verfolgung des Täters am Ball bleiben. Meist müssen sie verschiedene Institutionen aufsuchen – das  kostet Geld und Zeit. Je später die Eltern einen Fall melden, desto schwieriger wird es, Beweise eines Missbrauchs am Körper eines Kindes festzustellen.

Im idealen Fall stellt ein One-Stop-Centre vier Dienste zur Verfügung und ist meist an einem Krankenhaus angegliedert:

  1. Psychosoziale Betreuung – hier findet das erste Gespräch statt und die Sozialarbeiterin/Sozialarbeiter entscheidet darüber, welche weiteren Schritte anstehen. Liegt ein Missbrauch bzw. Gewaltakt vor, wird das Kind in das Nachbarzimmer begleitet, wo Polizeipersonal in Zivilkleidung und in kinderfreundlichem Umgang geschult den Fall aufnimmt.
  2. Medizinische Untersuchung: in einem weiteren Raum trifft das Kind auf in Kinderschutz geschultes medizinisches Personal. Hier finden erste medizinische und forensische Untersuchungen statt. Benötigt das Kind weitere besondere Behandlung, wird es im Krankenhaus sofort behandelt.
  3. Die Mitarbeiter/innen des One-Stop-Centre werden von den betroffenen Ministerien zur Verfügung gestellt (Gesundheit, Inneres, Familien) und die Einrichtung wird durch das Gesundheitsministerium (im besten Fall) koordiniert. Alle erhalten die gleichen Schulungen, so dass sie sich austauschen und alle die Berichte entsprechend der Vorgaben schreiben können. So können Polizei und Gerichte die Fälle verfolgen und bearbeiten.
  4. Beratungen bezüglich einer rechtlichen Unterstützung werden idealerweise in einem vierten Raum angeboten.

Ghana auf dem Weg zu einem Pilotprogramm

Eine Mitarbeiterin aus Sansibar schildert ihre Erfahrungen mit dem One-Stop-Centre-Modell

Nach intensiven Gesprächen mit dem Referat für Kinder des Familienministeriums seit April 2018 organisierte die Stiftung World Future Council einen technischen Workshop zur Errichtung eines One-Stop-Centre Models für das ghanaische Kinderschutzsystem vom 25.-27. November 2018. Hierzu luden wir Expertinnen und Experten aus Sansibar nach Ghana ein: Stellvertretende Staatsrätin Halima Abdallah, die im Familien- und Gesundheitsministerium den Aufbau der One-Stop-Centre begleitet, Dr. Marijani, der seit der Implementierung in 2011 die medizinischen und forensischen Untersuchungen leitet sowie Farshuu Khalfan, Leiterin eines One-Stop-Centres in Stone Town. Ihre Einblicke, Expertise und Praxiserfahrungen waren höchst willkommen und hilfreich, um einen Strategieplan zur Implementierung eines OSC zu entwickeln.

Unter der Federführung des Referats für Kinder des Familienministeriums besuchten 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Workshop. Sie diskutierten die Notwendigkeit der OSC und deren Einführung und erarbeiteten einen Fahrplan, um mit einem Pilotprogramm in Accra zu starten. Sie repräsentierten das Ministerium für Gesundheit, das Ministerium für Inneres, das Ministerium für Gender, Kinder und Sozialwesen sowie die Polizei. Aber auch medizinisches Personal (Ärzte, Psychologen und im Kinderschutz ausgebildetes medizinisches Personal) sowie internationale Kinderrechtsorganisationen (Action Care, World Vision, International Needs), UNFPA und UNICEF waren zugegen.

Die Leiterin des ghanaischen Referats für Kinder, Florence Quartey während des Workshops

Der Workshop wurde von allen Anwesenden als äußerst wichtig und zum „richtigen Zeitpunkt“ begrüßt. Seitens der Politik gibt es einen starken Willen, die seit 2015 existierenden Kinderschutzgesetze erfolgreich zu implementieren. Ärzte und medizinisches Personal sehen sich mit einer steigenden Anzahl von Kindesmissbrauch konfrontiert und entwickeln Eigeninitiativen. Obwohl es Schutzanlaufstellen gibt, meisten an Polizeistationen angedockt, werden diese nicht gern aufgesucht, weisen eine geringe Erfolgsquote auf und haben keine medizinische Betreuung.

Wichtigstes Ergebnis des Workshops ist die Erarbeitung eines Fahrplans zur Umsetzung eines Pilotprogramms in Accra, welches Anfang 2019 im Rahmen eines interministeriellen Treffens offiziell beschlossen wird. In den kommenden Wochen wird eine Kerngruppe Vorschläge für einen Ort unterbreiten, um ein One-Stop-Centre einzurichten. Das Pilotprojekt soll mindestens 1 Jahr laufen. Ziel ist es, nach der erfolgreichen Einführung die One-Stop-Centre landesweit zu einzurichten.

Die wichtigsten Ergebnisse des Workshops im Überblick:

  • Erarbeitung eines Strategieplans zur Einführung eines OSC
  • Koordination des One-Stop-Centre Pilotprogramms soll beim Gesundheitsministerium liegen
  • Im 1. Quartal wird eine interministerielle Konferenz über den Fahrplan entscheiden
  • Eine Kerngruppe wird in den kommenden Wochen einen möglichen Ort für das Pilotprogramm identifizieren
Arbeitsgruppen während des Workshops für das Ghana Kinderschutzsystem

Arbeitsgruppen während des Workshops

Arbeitstagung in Ghana: Ein Erfolgsmodell zum Kinderschutz

Von Sansibar nach Ghana – ein Erfolgsmodell zum Kinderschutz und zur Stärkung des Ghanaischen Kinderschutzsystems

Im Dezember 2017 haben wir  politische Entscheidungsträgerinnen und –träger aus elf (vorwiegend afrikanischen und arabischen) Ländern sowie internationale Kinderrechtsrechtsexpertinnen und –experten auf den halbautonomen Teilstaat Sansibar des ostafrikanischen Landes Tansania zu einer internationalen Kinderschutz-Konferenz eingeladen. Wir tauschten uns über erfolgreiche Maßnahmen aus, die Mädchen und Jungen vor Gewalt und Missbrauch schützen. Die Teilnehmer_innen hatten dabei Gelegenheit, sich über Sansibars Erfolgsmodell zum Kinderschutz-Gesetz zu informieren, das 2015 unseren “Polit-Oscar”, den Future Policy Award in Gold, gewann und sich von der erfolgreichen Implementierung zu überzeugen.  Die Konferenz schloss mit der Sansibar-Deklaration, einer gemeinsamen Erklärung zu Sicherung von Kinderrechten.

Jetzt treten wir in die zweite Phase unseres Projektes. Das Ministerium für Kinder, Gender und Soziale Sicherheit in Ghana, dessen Vertreter bei der Konferenz in 2017 zugegen waren, ist inspiriert von den One-Stop-Centres und möchte diese nach Ghana bringen, um das Ghanaische Kinderschutzsystem weiter zu stärken.

Die Stiftung World Future Council organisiert Ende November eine Arbeitstagung in der süd-ghanaischen Stadt Ho, zu der 30 Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien für Kinder,  Inneres und Gesundheit sowie wichtige Akteure des Kindesschutzes zusammen kommen, um sich mit Expert_innen aus Sansibar auszutauschen. Ziel des Workshops ist es, einen Aktionsplan, basierend auf dem sansibarischen Modell der “One Stop Centres” (OSC), zu entwickeln, um ein Pilotvorhaben kommenden Jahres in der Hauptstadt Accra zu starten.

Die One-Stop-Center sind Einrichtungen, die von (sexualisierter) Gewalt betroffene Kinder und ihre Familien aufsuchen können. Unter einem Dach erfahren sie medizinische und psychosoziale Erstversorgung und –betreuung, und können mit in kinderfreundlichem Umgang geschulten Polizeibeamten sprechen, die die Missbrauchsfälle sofort aufnehmen und zur Weiterverfolgung vorbereiten. Das betroffene Kind muss so sein Trauma nicht unterschiedlichen Personen an unterschiedlichen Orten wiederholt erzählen und fühlt sich gut aufgehoben. Das Personal ist darin geschult, Berichte korrekt aufzunehmen, sodass es zu keinen Verzögerungen kommt und forensische Beweise nicht zu spät gesichert werden.

In dem drei-tägigen Workshop werden sich die verantwortlichen Ministerien mit der Einrichtung der “One Stop Centres” beschäftigen und gemeinsam überlegen, wie sie ihre Zusammenarbeit verstärken können sowie wo das erste Pilotvorhaben stattfinden soll.

Wie funktioniert ein “One Stop Centre”?

In der unten stehenden Infografik können Sie erfahren, wie ein ideales “One Stop Centre” aussehen kann. Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Thumbnail.

Prominente Verleihung des Future Policy Award 2018 – ein Rückblick

Am 15. Oktober 2018, am Vorabend des Welternährungstages, wurde in Rom der diesjährige Future Policy Award verliehen und gefeiert. Gemeinsam mit der UNO-Ernährungsorganisation FAO und IFOAM – Organics International zeichnete der World Future Council die weltbesten Lösungen zur Förderung von Agrarökologie und nachhaltigen Ernährungssysteme aus.

Gewinner und Jurymitglieder des Future Policy Award 2018 in Rom

Gewinner und Jurymitglieder des Future Policy Award 2018 in Rom. ©FAO/Giuseppe Carotenuto

Das “100%-Bio”-Gesetz aus Sikkim (Indien), der erste 100%-Ökolandbau-Staat der Welt, hat sich gegen 51 nominierte Gesetze aus 25 Ländern durchgesetzt und wurde mit dem Future Policy Award 2018 in Gold belohnt. Sein gesamtes Anbauland von 75.000 Hektar wird biozertifiziert bewirtschaftet. Von der Umstellung auf 100% Bio haben über 66 000 Bauernfamilien profitiert. Gesetze aus Brasilien, Dänemark und Quito (Ecuador) erhielten die Silber-Auszeichnung.

Maria Helena Semedo, FAO Vizegeneraldirektorin überreicht den Goldpreis an S.E. Dr. Pawan Chamling, Ministerpräsident des indischen Staates Sikkim

Maria Helena Semedo, FAO Vizegeneraldirektorin überreicht den Goldpreis an S.E. Dr. Pawan Chamling, Ministerpräsident des indischen Staates Sikkim. ©FAO/Giuseppe Carotenuto

Drei Ratsmitglieder des World Future Council, Jury-Mitglieder des Future Policy Award 2018 und Alternative Nobelpreisträger, nahmen an der internationalen Veranstaltung in Rom teil: die indische Umweltaktivistin Prof. Dr. Vandana Shiva, SEKEM-Geschäftsführer Helmy Abouleish und Biovision-Gründer Dr. Hans Herren.

World Future Council Ratsmitglied Helmy Abouleish

World Future Council Ratsmitglied Helmy Abouleish. ©FAO/Giuseppe Carotenuto

Helmy Abouleish überreichte den silbernen Award an den Bio-Aktionsplan Dänemark, eine Strategie für mehr Zusammenarbeiten im Bio-Sektor. Durch den Aktionsplan hat Dänemark heute den höchsten Marktanteil für ökologische Lebensmittel in der Welt und die höchsten jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Lebensmittel. 80% der Däninnen und Dänen kaufen mittlerweile Biolebensmittel.

Der Future Policy Award ist die erste Auszeichnung weltweit, die Gesetze und politische Maßnahmen auszeichnet. Neben Sikkim und Bio-Aktionsplan Dänemarks wurde außerdem der Nationalen Politik für Agrarökologie und Ökolandbau (PNAPO) in Brasilien ein Silberpreis verliehen. Diese investierte rund 364 Millionen Euro in agrarökologische Maßnahmen, wodurch beispielsweise rund 5.300 Gemeinden unterstützt wurden, mindestens 30% ihres Schulessenbudgets für den Einkauf von biologischen Produkten von Familienbetrieben aufzuwenden.

Der Vision Award für zukunftsweisende Politik ging an TEEBAgriFood, eine Initiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. TEEBAgriFood ist ein bahnbrechender, weltweit anwendbarer Bewertungsrahmen für Lebensmittelsysteme, der erstmalig umfassend alle Vorteile und Kosten aller relevanten Dimensionen (Umwelt, Gesundheit, Soziales, Kultur) der Öko-Landwirtschaft-Lebensmittel-Wertschöpfungskette in einem einzigen Bericht aufzeigt. Damit ist es erstmals möglich die wirklichen Kosten unserer Lebensmittel zu berechnen und auf dieser Grundlage effizientere Politik zu gestalten.

Drei ehrenhafte Würdigungen des Future Policy Award wurden dieses Jahr vergeben an das philippinische “Von den Waffen zu den Farmen”-Programm der Stadt Kauswagan, an Los Angeles’ Beschaffungsprogramm für Gutes Essen und an den Agrarentwicklungsplan der senegalischen Stadt Ndiob.

Die Preisträger

Lesen Sie auch unseren englischen Blogartikel zum Thema, schauen Sie sich die ZDF-Dokumentation zu unserem Goldpreisträger an oder Videos (auf Englisch) über weitere Gewinnerpolitiken des diesjährigen Future Policy Award 2018!

Das „100%-Bio“-Gesetz aus Sikkim gewinnt Future Policy Award 2018

„Polit-Oscar“ für nachhaltige Landwirtschaft: Das „100%-Bio“-Gesetz aus Sikkim, Indien, gewinnt Future Policy Award

Weitere Auszeichnungen an Gesetze aus Brasilien, Dänemark und Ecuador

Hamburg/Rom, 12. Oktober 2018 – Die weltbesten Lösungen, Gesetze und Programme zur Förderung von Agrarökologie und nachhaltigen Ernährungssystemen werden dieses Jahr mit dem Future Policy Award, dem „Polit-Oscar“ der Hamburger Stiftung World Future Council, ausgezeichnet. Das „100%-Bio“-Gesetz aus Sikkim, Indien, hat sich gegen 51 nominierte Gesetze aus 25 Ländern durchgesetzt und wird mit dem Future Policy Award in Gold ausgezeichnet. Gesetze aus Brasilien, Dänemark und Quito (Ecuador) erhalten Silber. Der  Preis wird in diesem Jahr in Kooperation mit der UNO-Ernährungsorganisation (FAO) und IFOAM – Organics International verliehen.

Der indische Bundesstaat Sikkim, der diesjährige Gold-Preisträger, ist der erste 100%-Ökolandbau-Staat der Welt. Sikkims Ansatz geht jedoch weit über bloße Öko-Produktion hinaus und hat Land und Menschen nachhaltig verändert: Von der Umstellung auf 100% hat das Land nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial enorm profitiert. Sozio-ökonomische Aspekte wie Verbrauch und Wachstum, kulturelle Elemente wie Gesundheit, Bildung, ländliche Entwicklung und nachhaltiger Tourismus spielen in dem Gesetz eine zentrale Rolle. Bemerkenswert ist ebenfalls das schrittweise Verbot von chemischen Düngemitteln und Pestiziden, mit Unterstützung und Anreizen, um so nachhaltige Alternativen zu schaffen. Von dem Wandel zu 100% Bio haben über 66000 Bauernfamilien profitiert. Der Tourismussektor ist stark expandiert und zwischen 2014 und 2017 um 50% gewachsen. Das Sikkim-Modell ist vorbildlich für die Stärkung von Agrarökologie in Regionen und Staaten weltweit. Das ZDF strahlt am 14. Oktober, am Tag vor der Preisverleihung, den Film „Öko-Rebellen“ aus, eine Dokumentation über den Bundesstaat Sikkim und seine 100%-Bio-Politik.

Drei Silber-Awards werden vergeben an

  • Brasilien, Nationale Politik für Agrarökologie und Ökolandbau (PNAPO, 2012): In den ersten vier Jahren investierte PNAPO rund 364 Millionen Euro in agrarökologische Maßnahmen. Unter anderem wurden etwa 5.300 Gemeinden dabei unterstützt, mindestens 30% ihres Schulessenbudgets für den Einkauf von biologischen und agrarökologischen Produkten von Familienbetrieben aufzuwenden.
  • Dänemark, Nationaler Bio-Aktionsplan: Zusammenarbeiten für mehr Bio (2011-2020, aktualisiert 2015): Durch den Aktionsplan hat Dänemark heute den höchsten Marktanteil für ökologische Lebensmittel in der Welt und die höchsten jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Lebensmittel. 80 % der Däninnen und Dänen kaufen Biolebensmittel.
  • Ecuador, Quitos partizipatives städtisches Landwirtschaftsprogramm (AGRUPAR, 2002): Zu den beeindruckenden Ergebnissen von AGRUPAR gehören u.a. mehr als 3.600 Stadtgärten, die insgesamt 32 Hektar umfassen; mehr als 21.000 Menschen – 84 Prozent davon Frauen – die in der ökologischen Produktion geschult wurden und die jährliche Produktion von mehr als 870.000 kg Bio-Lebensmittel für die Stadt Quito.

Der Vision Award für zukunftsweisende Politik geht an TEEBAgriFood, eine Initiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. TEEBAgriFood ist ein bahnbrechender, weltweit anwendbarer Bewertungsrahmen für Lebensmittelsysteme, der erstmalig umfassend alle Vorteile und Kosten aller relevanten Dimensionen (Umwelt, Gesundheit, Soziales, Kultur) der Öko-Landwirtschaft-Lebensmittel-Wertschöpfungskette in einem einzigen Bericht aufzeigt. Damit ist es erstmals möglich die wirklichen Kosten unserer Lebensmittel zu berechnen und auf dieser Grundlage effizientere Politik zu gestalten.

Drei Ehrenhafte Würdigungen des Future Policy Awards werden dieses Jahr vergeben an das philippinische  „Von den Waffen zu den Farmen“-Programm der Stadt Kauswagan (2011), an Los Angeles’ (USA) Beschaffungsprogramm für Gutes Essen (2012), sowie an den Agrarentwicklungsplan der senegalischen Stadt Ndiob (2014).

Ausführliche Informationen zu allen Gesetzen finden Sie hier.

Die Gewinner des Future Policy Awards werden offiziell mit einer Preisverleihung am kommenden Montag, den 15. Oktober 2018, im Rahmen der Welternährungswoche am geehrt.

Ein Live-Webcast wird zur Verfügung stehen: http://www.fao.org/webcast/home/en/item/4874/icode/, Fotos werden auf https://bit.ly/2Et5MI6 eingestellt.

Dieses Jahr wird der Future Policy Award der Stiftung World Future Council in Zusammenarbeit mit der Welternährungsorganisation (FAO) und IFOAM – Organics International ausgerichtet, mit der freundlichen Unterstützung von Green Cross International, DO-IT – Dutch Organic International Trade und der Sekem Group (Ägypten).

Offizielle Stellungnahmen:

„Durch eine Ernährungswende hin zu mehr Agrarökologie können wir den Klimawandel bekämpfen, den Rückgang von Biodiversität stoppen, Armut und Mangelernährung sowie soziale Ungleichheit beenden. Durch ganzheitliche, nachhaltige Politik können wir ein Ernährungssystem schaffen, das Menschen und Mutter Erde gleichermaßen respektiert. Die Gewinnergesetze des Future Policy Awards haben dies auf beeindruckende Weise vorgeführt. Sie zeigen den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern dieser Welt, wie es geht – Zeit, von ihnen zu lernen!“, sagt Alexandra Wandel, Direktorin der Stiftung World Future Council.

„Der diesjährige Future Policy Award ehrt herausragende Gesetze von politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, die Umweltverschmutzung, Armut und Mangelernährung nicht länger akzeptieren wollen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, bessere Agrar- und Ernährungssysteme zu schaffen und haben dabei Unglaubliches erreicht“, so Louise Luttikholt, Geschäftsführerin von IFOAM – Organics International. „Einer von ihnen ist Sikkims Ministerpräsident Pawan Chamling, dessen Vision es war, Sikkim zum ersten 100%-Bio-Staat der Welt zu machen. Er hat gezeigt, wie diese Vision Realität wird, ein Weg, von dem Sikkim außerordentlich ökologisch, sozial und wirtschaftlich profitiert hat. Ein Vorbild, dem man folgen sollte.”

Pressekontakt

Miriam Petersen

Media & Communications Manager, World Future Council

miriam.petersen@worldfuturecouncil.org

T: 040-3070914-19

Über den Award

Unser „Polit-Oscar“, der Future Policy Award (FPA), zeichnet Gesetze aus, die bessere Lebensbedingungen für heutige und zukünftige Generationen fördern. Jedes Jahr wählen wir ein Politikfeld aus, in dem innovative Lösungen besonders wichtig sind. Ziel des Awards ist es, gute Gesetze weltweit bekannt zu machen, um die Schaffung gerechter, nachhaltiger und friedvoller Gesellschaften zu unterstützen. Der FPA ist der erste Preis, der Gesetze auf internationaler Ebene auszeichnet.

 

Über die Stiftung World Future Council

Die Stiftung World Future Council stellt die Interessen zukünftiger Generationen ins Zentrum von Politikgestaltung. Sie setzt sich für gesetzliche Rahmenbedingungen ein, die heutigen wie zukünftigen Generationen das Leben in einer gerechten und ökologisch intakten Welt ermöglichen. Die Hauptansprechpartner hierfür sind Abgeordnete, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, aber auch Partner aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und internationalen Organisationen. Für eine nachhaltige, gerechte und friedliche Zukunft, in der universelle Rechte respektiert werden, erforscht, identifiziert und verbreitet der World Future Council die weltweit besten politischen Lösungen.

Nachhaltige Bildung: Chinesische Delegation besucht Maryland

Silbergewinner des Future Policy Awards 2015 inspiriert bildungspolitische Delegation aus China

Die chinesische Delegation besucht Maryland. Umweltbildung in China gehört seit Jahrzehnten zu den Schwerpunkten der Bildungsprogramme der chinesischen Regierung. Trotz der Bemühungen ist es bis jetzt nicht gelungen, das Engagement von Schülerinnen und Schülern in Sachen Umweltschutz zu steigern. Darum ist das Interesse auf chinesischer Seite groß, von anderen Ländern zu lernen, um die Umweltbildung in China nachhaltiger umzusetzen.

2015 vergaben wir unseren alljährlichen Future Policy Award zum Thema Kinderrechte. Ein Gesetz aus Maryland, USA, gewann Silber für die vorbildlichen Umweltbildungsstandards. 2011 eingeführt, haben sie das Ziel, in Nachhaltigkeit gebildete Schülerinnen und Schüler aus der Schule zu entlassen. Um diesen Ansatz zu verbreiten, veranstalteten wir 2016 einen internationalen Workshop in Maryland zu genau diesem Thema. Es kamen Bildungsexpertinnen und -experten aus aller Welt, unter anderem auch aus China und erfuhren, wie die Umweltbildungsstandards umgesetzt werden.

Der Workshop zeigte Wirkung. Im Nachgang der Workshops besuchte am 31. Juli eine Delegation des chinesischen Ministeriums für Umwelt und Ökologie den US-Staat Maryland und tauschte sich mit Vertreterinnen und Vertretern des Bildungsministeriums zu den Umweltbildungsstandards aus. Besonders von Interesse war für die Delegation wie Umweltbildung inhaltlich und in der Lehrerfortbildung verbessert und das öffentliche Bewusstsein gestärkt werden kann.

Die Stiftung World Future Council arrangierte das Treffen und wird weiterhin den Dialog aufrechterhalten.

Hoffnung für die Rechte zukünftiger Generationen auf UN-Ebene

Ratsmitglied der Hamburger Stiftung World Future Council María Fernanda Espinosa wird Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen

New York/Hamburg, 6. Juni 2018 – Die Hamburger Stiftung World Future Council (WFC) gratuliert ihrem Ratsmitglied, der ecuadorianischen Außenministerin und Dichterin María Fernanda Espinosa zu ihrer Wahl zur 73. Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Mit Espinosa als Präsidentin, so Direktorin des WFC Alexandra Wandel,  „werden zukünftige Generationen eine starke Vertretung auf internationaler Ebene bekommen.“

Dr. María Fernanda Espinosa (c) World Future Council

Alexandra Wandel, Director of the World Future Council (WFC), congratulates:

Espinosa ist Außenministerin von Ecuador und war von November 2012 bis September 2014 Verteigungsministerin. Während ihrer politischen Karriere hat sie sich dafür stark gemacht, dass die Interessen zukünftiger Generationen politisch vertreten werden. „Generations-übergreifende Fairness und Zukunftsgerechtigkeit werden“, so hofft Alexandra Wandel, „nun auch auf UN Ebene eine wichtigere Rolle spielen. Es wird höchste Zeit dass wir aufhören, zukünftige Generationen ihrer Lebensgrundlage zu berauben. Dafür hat sich Frau Espinosa beim World Future Council stark gemacht, und ich bin sicher, dass sie dies nun kompetent auf UN-Ebene tun wird.“

María Fernanda Espinosa ist die vierte Frau in dieser Position und die erste Frau aus Lateinamerika. Sie gehört seit 2011 dem internationalen Rat der in Hamburg ansässigen Stiftung World Future Council (WFC) an, welche das Ziel verfolgt, unseren Kindern und Kindeskindern einen gesunden Planeten mit gerechten Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifiziert und verbreitet der WFC zukunftsgerechte politische Lösungen und fördert deren Umsetzung weltweit.

 

Espinosa (2. von links) während einer Veranstaltung des World Future Council in Hamburg 2016. Mit im Bild die Ratsmitglieder Scilla Elworthy, Thais Corral und Rama Mani (v.l.n.r.).
Bildrechte (c) World Future Council
 

Medienkontakt

Miriam Petersen
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miriam.petersen@worldfuturecouncil.org

The World Future Council

The World Future Council (WFC) works to pass on a healthy planet and fair societies to our children and grandchildren. To achieve this, we focus on identifying and spreading effective, future-just policy solutions and promote their implementation worldwide. The Council consists of 50 eminent global change-makers from governments, parliaments, civil societies, academia, the arts and the business world. Jakob von Uexkull, the Founder of the Alternative Nobel Prize, launched the World Future Council in 2007. We are an independent, non-profit organisation under German law and finance our activities from donations. For information on the Future Policy Award, visit: https://www.worldfuturecouncil.org/future-policy-award

For press enquiries, please contact Miriam Petersen, miriam.petersen@worldfuturecouncil.org, +49 40 307 09 14 19.

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Wenn gute Gesetze Leben verändern

Was wir von Sansibar lernen können

Einen besonders großen Beifall auf unserer internationalen Kinderrechte-Konferenz in Sansibar bekam der indonesische Vertreter, als er seine Prioritätenliste für effektive Kinderrechtsgesetzungen aufzählte: „Erstens: Implementierung. Zweitens: Implementierung. Und drittens? Implementierung!”, donnerte es dem aufnahmefähigen Publikum entgegen. Damit traf er bei den versammelten Delegierten einen Nerv – denn alle wissen um gute Kindergesetze auf dem Papier und den langen, oft sehr beschwerlichen Weg, diese auch erfolgreich umzusetzen. Genau hier setzte der World Future Council an und lud Ende 2017 über 100 engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 15 Ländern, vornehmlich Afrika und Asien, nach Sansibar ein. Miteinander reden, voneinander lernen und „best practises” austauschen stand im Fokus der Konferenz.

Schulmädchen in Sansibar City

Sansibars Kindergesetz von 2011 wurde 2015 mit dem Future Policy Award in Gold ausgezeichnet, und wir wollten vor Ort erfahren, was diese kleine, halb-autonome Insel, die zu Tansania gehört, unternommen hat, damit Kinder nachhaltigen Schutz und Gerechtigkeit vorfinden.

2009 war Tansania eines der ersten afrikanischen Länder, das eine landesweite Studie vornahm, die Gewalt gegen Kinder untersuchte. Die Studie ergab, dass 6% der Mädchen und 9% der Jungen sexuellen Missbrauch erfahren. Etwa drei Viertel der Kinder unter 18 Jahren haben in ihrem Leben körperlichen Missbrauch erleben müssen. Darüber hinaus zeigte der Bericht besorgniserregende Zahlen zum Ausmaß von Kinderarmut und Kinderarbeit. Noch im selben Jahr begannen die Vorbereitungen an einem umfangreichen Kindergesetz, das diese Herausforderungen direkt angehen und Sansibars Gesetzgebung im Einklang mit internationalen Kinderrechte Standards zu bringen sollte . Sansibars ‚Kindergesetz‘ wurde 2011 in Lebens gerufen und befasste sich mit allen Aspekten von Kinderrechten: Familie, Herkunft, Obhut und Sorgerecht, Betreuung, Adoption, sowie mit dem Schutz vor Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung und Ausbeutung. Seitdem arbeitet Sansibar weiterhin daran, die Implementierung des Gesetzes voranzutreiben und Lücken zu verbessern, so dass jedes Kind auf der Insel davon profitieren kann: Ein neues integriertes Kinderschutzsystem wurde aufgebaut und mit ihm ein Nationaler Aktionsplan gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder auf dem Weg gebracht. Entscheidender Erfolgsfaktor hierbei ist, dass die verschiedenen Elemente dieses neuen Systems einander strategisch und inhaltlich unterstützen und ergänzen.

Beratungsraum in Sansibar, speziell für Kinder gestaltet, die Opfer von Gewalt wurden

Um den Erfolg der Kinderschutzeinrichtungen nicht nur in der Theorie zu verstehen, sondern auch in der Praxis erleben zu können, besuchten wir zusammen mit den Teilnehmern der Konferenz verschiedene Kinderschutzeinrichtungen. Dort waren wir begeistert von der kinderfreundlichen und positiven Atmosphäre: an den Wänden des Kinder- und Jugendgerichts leuchten bunte Wandbilder, Puppen und Teddybären sitzen auf dem Schreibtischen der Beamten. Täteridentifizierungen durch die betroffene Kinder können per Videoschaltung durchgeführt werden, sodass junge Menschen ihre Aussage nicht in einer bedrohlichen Atmosphäre machen müssen. Das Personal ist geschult und geht sensibel mit Opfern und Tätern um, die meist minderjährig sind.

Die „One Stop Centres“ sind örtliche Anlaufstellen für von Missbrauch und Gewalt Betroffene. Rund um die Uhr geöffnet, können diese Einrichtungen jederzeit und direkt nach der Tat aufgesucht werden; die Räume sind freundlich gestaltet und bieten Geborgenheit und Schutz der Privatsphäre. Bei der Meldung einer Gewalttat muss das betroffene Kind medizinisch untersucht und polizeilich vernommen werden. Um Kindern und Eltern Angst und Verunsicherung zu sparen und die Hemmschwelle, die Tat zu melden, abzubauen hat man in Sansibar einen einfachen, aber sehr effektiven Weg gewählt: Geschultes psychologisches und medizinisches Personal sowie Polizeibeamte befinden sich alle an einem Ort und sind in zivil.

Die Koordination der Einrichtungen spielt eine entscheidende Rolle für deren Erfolg der Implementierung des Gesetzes. Die Nationale Kindesschutzeinheit (National Child Protection Unit, NCPU) ist für die Umsetzung der nationalen Strategie zuständig. Ein kleines Team koordiniert die Arbeit der verschiedenen Sektoren, wie Soziales, Gesundheitswesen, Bildung und Justiz unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft, internationale Organisationen sowie Familien und Kinder. Somit soll gesichert werden, dass Jugendgerichtsbarkeit und Kinderschutz wirklich wirksam umgesetzt werden. Im Zuge dessen dienen die Kinderrechts-Zentren „Child Rights Centre” als Knotenpunkt für zivilgesellschaftliche Organisationen, die im Bereich der Kinderrechte tätig sind, Schwachstellen aufdecken und mit dazu beitragen können, diese zu schließen. So beispielsweise die Kampagne “Baba Bora” (Swahili für „guter Vater”), die sich an Väter und männliche Erzieher, Männer und Jungen richtet, um Einstellungen und Denkweisen gegenüber Frauen und Mädchen zu ändern, Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben sowie gewaltfreie Erziehung und Umgang zu propagieren. Die vielen Elemente der Kampagne regten einen gesellschaftlichen Diskurs an, wie beispielsweise eine Ausstellung, in der Mädchen und Jungen ihren Wunsch nach gewaltfreier und positiver Erziehung zum Ausdruck brachten oder die Botschaften eines beliebten R&B Songs, der die Botschaft transportierte.

Natürlich gibt es in Sansibar noch jede Menge zu tun, bis Kindergesetze und Nationale Aktionspläne vollständig umgesetzt sind – und damit Kinderrechte wirklich sichergestellt sind. Angesichts der begrenzten Ressourcen Sansibars haben uns die Innovationen und Fortschritte in in der Umsetzung des Kindergesetzes stark beeindruckt. Es ist der ganzheitliche systemischer Ansatz, das als Vorbild dienen kann.

Doch warum lassen ähnliche Erfolge in anderen Teilen der Region auf sich warten oder werden nur langsam angegangen?

„Weil Kinder nicht wählen, werden sie von der Politik oft nicht wahrgenommen”

Jugendliche verdienen eine Chance. Sansibar hat eine Menge an Einrichtungen für junge Menschen, die Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden sind oder aus einem gewaltsamen Umfeld fliehen wollen.

Ein Teil der Antwort liegt mit Sicherheit in den Kosten. Auf dem afrikanischen Kontinent machen Kinder beinahe die Hälfte der Bevölkerung aus – was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass sie in politischen Entscheidungen entsprechend viel Beachtung finden. Laut Dr. Nkata Murungi vom African Child Policy Forum gilt vielmehr, „weil Kinder nicht wählen, werden sie von der Politik oft nicht wahrgenommen”. Sind die nötigen Gelder und Ressourcen einmal vorhanden, bleibt die Abhängigkeit von externen Entwicklungsorganisationen groß. In Afrika beispielsweise sind Einrichtungen, die sich mit Kinderschutz befassen auf langfristige und nachhaltige Finanzierung angewiesen, um Sozialarbeiter auszubilden und zu unterhalten, und wirksame Kinderschutzsysteme aufzubauen, was stets mit Kosten verbunden ist. So wird Sansibars Nationaler Aktionsplan über die nächsten vier Jahre jährlich 4 Mio. US Dollar kosten. Fest steht aber, dass Überleben, Schutz und Entwicklung von Kindern nur dann vorangebracht werden kann, wenn die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dies ist besonders in Afrika der Fall, wo schon der Zugang zu Grunddienstleistungen eine große Herausforderung ist.

Ressourcen – wie knapp sie auch sein mögen – sind nirgendwo besser investiert, als bei den jüngsten Bürgerinnen und Bürger. In Kinder zu investieren bedeutet, auch in unsere gemeinsame Zukunft zu investieren. Ob Nationen und Gesellschaften wachsen und gedeihen können, wird vor allem von den Faktoren Gesundheit, Bildung, Schutz, Ideenreichtum und Innovationskraft der kommenden Generationen abhängen.

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) bieten uns eine besondere Vorgabe, Kinderrechte zu verwirklichen, sei es Armutsbekämpfung (Ziel 1), Hunger zu beseitigen (Ziel 2), Gesundheit (Ziel 3) und Bildung (Ziel 4) voranzutreiben, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen (Ziel 5), Klimawandel zu begegnen (Ziel 13) oder Gewalt gegen Kinder (Ziel 16.2) endgültig zu beenden. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren: Ein Jahr macht 6 % der Kindheit aus. Jede weitere Verzögerung, sich nicht für ihre Interessen einzusetzen, ist eine verlorene Gelegenheit. Packen wir’s an!

Kinder effektiv vor Gewalt schützen: internationale Konferenz in Sansibar

Auf der vom WFC ausgerichteten internationalen Kinderrechte-Konferenz tauschten sich Kinderschutzexpertinnen und -experten über gute Praxisbeispiele aus, und erhielten Einblicke, wie Sansibar, das vom WFC mit Gold ausgezeichnete Kindergesetz umsetzt. Das Themenspektrum umfasste Kinderschutz, kinderfreundliche Justiz und Kinderbeteiligung.

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