UHC2030 Logo Universeller Zugang zu Gesundheitsdiensten und COVID-19

Universeller Zugang zu Gesundheitsdiensten (UHC[1]) und COVID-19

Erklärung der Ko-Vorsitzenden UHC2030

Wie verhalten sich ein universeller Zugang zu Gesundheitsdiensten und die COVID-19 Pandemie zueinander? In ihrer Stellungnahme mit dem Titel “Faced by the COVID-19 crisis, it is crucial that world leaders remember their universal health coverage commitments” geht das UHC2030 auf diese Frage ein. Das Original können Sie hier lesen, wir stellen Ihnen hier die deutsche Übersetzung zur Verfügung. World Future Council Ratsmitglied María Fernanda Espinosa Garcés, Präsidentin der 73. UN-Generalversammlung, ist Mitglied des Beratergremiums

 26. März 2020

Weltweit hat die COVID-19-Pandemie enorme Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme, die Wirtschaft und das soziale Leben, den Lebensunterhalt und das Wohlbefinden von Menschen und Gemeinschaften.

Diese globale Krise erinnert verstärkt daran, dass jede-Person überall auf der Welt Zugang zu hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsdiensten haben sollte. Gesundheit ist ein grundlegendes Menschenrecht und bildet die Grundlage für wirtschaftlichen Wohlstand und Sicherheit. In den letzten Jahren förderten die Staats- und Regierungschefs der G7 und G20 den Aufbau von starken und belastbaren Gesundheitssystemen , die sowohl für den allgemeinen Zugang zu Gesundheitsdiensten (UHC) als auch für das Management von Gesundheitskrisen von entscheidender Bedeutung sind. Diese sind „zwei Seiten derselben Medaille“. [1]Auf dem UN-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im September 2019 in New York wurde die Deklaration   „Universeller Zugang zu Gesundheitsdiensten: Gemeinsam eine gesündere Welt aufbauen“ verabschiedet. Sie ist die ehrgeizigste und umfassendste politische Erklärung zur Gesundheit in der Geschichte. Angesichts der COVID-19-Krise ist es entscheidend, dass die Staats- und Regierungschefs die Verflechtung von UHC und gesundheitlichen Notfällen erkennen und sich an ihre UHC-Verpflichtungen erinnern.

Zuvor stellte die UHC-Bewegung ,  einschließlich RegierungsvertreterInnen, ParlamentarierInnen, Zivilgesellschaft, Privatsektor, internationale Organisationen, globale Gesundheitsnetzwerke und Wissenschaft UHC-Schlüsselforderungen  auf, die in die Ziele, Verpflichtungen und Maßnahmen der politischen Erklärung einflossen. Diese UHC-Schlüssel forderungen und -Aktionen verstärken die sieben dringenden Maßnahmen zur Vorbereitung der Welt auf Krisenfälle im öffentlichen Gesundheitswesen die 2019 vom „Global Preparedness Monitoring Board“ herausgegeben wurden.

Die wichtigsten Forderungen und die HLM-Verpflichtungen der Vereinten Nationen können politische EntscheidungsträgerInnen bei der Erarbeitung von Strategien zur Eindämmung von COVID-19 leiten:

  1. Politische Führung über das Thema Gesundheit hinaus gewährleisten. COVID-19 erfordert mutige politische Entscheidungen und verantwortungsvolle Führung auf höchster Ebene. Vorsorge und Reaktion auf Gesundheitskrisen sind öffentliche Güter, für die in erster Linie die Regierungen verantwortlich sind. Sie sind der erste Schritt in Richtung UHC.
  2. Niemanden zurücklassen. Niemand sollte mit finanziellen, geografischen und kulturellen Hindernissen konfrontiert sein, die den Zugang zu angemessen priorisierten Tests oder Behandlungen verhindern. Sicherheitsnetze sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass es für die Menschen leistbar ist, sich zu isolieren und dazu beizutragen, die Ausbreitung von Infektionen zu minimieren. Diese Maßnahmen sollten insbesondere die Bedürfnisse schutzbedürftiger Personen, älterer Menschen und Personen mit Vorerkrankung berücksichtigen.
  3. Regulieren und gesetzlich regeln. Gesundheitskrisen erfordern mutige Sofortmaßnahmen. Transparenz, Inklusivität und Verantwortlichkeit schaffen Vertrauen. Parlamente sowie lokale und nationale Regierungen müssen individuelle Rechte und kollektive Verantwortlichkeiten in Einklang bringen. Regulierungsmaßnahmen müssen die PatientInnensicherheit gewährleisten und gleichzeitig dringende innovative Lösungen ermöglichen.
  4. Hoher Qualitätsstandard aufrechterhalten. COVID-19 belastet die Gesundheitssysteme und -dienste enorm. Die Regierungen müssen dem Schutz der Beschäftigten im Gesundheitswesen besondere Aufmerksamkeit widmen und dringende Maßnahmen ergreifen, damit wichtige Medikamente und medizinische Ausrüstungen dort verfügbar sind, wo sie am dringendsten benötigt werden. Kontextspezifische Leitlinien zu Priorisierung medizinischer Hilfeleistung und Überweisung von PatentInnen (triage and referal) sind unerlässlich, um dringende Bedürfnisse zu befriedigen und gleichzeitig die Gesundheitssysteme so weit wie möglich zu schützen.
  5. Mehr investieren, besser investieren. COVID-19 hebt den bereits bestehenden Bedarf hervor, die Inlandsinvestitionen, insbesondere die öffentliche Finanzierung durch Pflichtbeiträge, zu erhöhen und die Verarmung durch Eigenzahlungen zu verringern. Wenn Länder externe Unterstützung benötigen, sollte dies harmonisiert werden, um die Fragmentierung zu verringern. Die Regierungen müssen auch verstärkt in Innovationen investieren (einschließlich Impfstoffe, Diagnostika, Medikamente und digitale Lösungen).
  6. Zusammen etwas bewegen. COVID-19 zeigt, dass Gesundheit jeden angeht. Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft sollten die Länder ein kohärentes Handeln gewährleisten. Die G7, G20, G77 und regionalen zwischenstaatlichen Organisationen sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Auf allen Ebenen sind soziale Solidarität und öffentliches Vertrauen von wesentlicher Bedeutung: Regierungen müssen die gesamte Gesellschaft sinnvoll und transparent in ihre Maßnahmen mit einbeziehen.
  7. Geschlechtergerechte Antworten sicherstellen. In Krisenzeiten werden die Bedürfnisse und Rechte von Frauen und Mädchen oft vernachlässigt. Die ersten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass mehr COVID-19-Todesfälle bei Männern als bei Frauen auftreten. Die Länder sollten nach Geschlecht aufgeschlüsselte Daten zu Tests, bestätigten Infektionen und Todesfällen öffentlich melden – und während ihrer gesamten Maßnahmen geschlechtsspezifisch

COVID-19  wird uns alle und überall direkt oder indirekt  betreffen. Die UHC-Bewegung möchte die Staats- und Regierungschefs der Welt daran erinnen, dass ihre UHC-Verpflichtungen die Maßnahmen während dieses globalen Notstands sie dabei leiten können. Die UHC-Bewegung   ist solidarisch mit den am stärksten betroffenen Gemeinden, mutigen politischen EntscheidungsträgerInnen und dem Gesundheitspersonal an vorderster Front.

Erklärung der Ko-Vorsitzenden von UHC2030 in Absprache mit dem politischen Beratungsgremium der UHC-Bewegung von UHC2030.

UHC2030 Ko-Vorsitzenden

UHC

Prof. Ilona Kickbusch, Vorsitzende des Internationalen Beirats des Global Health Center Graduate Institute für internationale Studien und Entwicklungsstudien in Genf

Dr. Githinji Gitahi, globaler CEO von AMREF Health Africa

UHC Movement Politisches Beratergremium

Herr Elhadj As Sy, Vorsitzender des Verwaltungsrates, Kofi Annan Foundation

Frau Emilia Saiz, Generalsekretärin der Vereinigten Städte und Kommunalverwaltungen

Frau Gabriela Cuevas Barron, Präsidentin der Interparlamentarischen Union

Dr. Gro Harlem Brundtland, Mitglied des Verwaltungsrates von The Elders

Prof. Keizo Takemi, Mitglied des Hauses der Ratsmitglieder, Japan

Frau María Fernanda Espinosa Garcés, Präsidentin der 73. UN-Generalversammlung

Dr. Vytenis Povilas Andriukaitis, Ehemaliger EU-Kommissar

UHC2030 ist eine Bewegung zur Beschleunigung des Fortschritts in Richtung UHC durch Bereitstellung einer Multi-Stakeholder-Plattform, die die Zusammenarbeit bei der Stärkung der Gesundheitssysteme fördert.

Hier laden Sie bitte das PDF UHC2030 COVID-19 und UHC politische Nachrichten herunter.

[1] Siehe G7 Ise-Shima Leaders’ Declaration (2016),  G7 Ise-Shima Vision for Global Health (2016),  G20 Leaders´ Declaration Shaping an interconnected world (2017), Berlin Declaration of the G20 Health Ministers: Together Today for a Healthy Tomorrow (2017)

[1] Universal Health Coverage – Das Konzept, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wurde, gehört zu den Zielen der Nachhaltigkeitsagenda 2030.  Unter UHC wird der gleichberechtigte Zugang jedes Menschen zu benötigten Basisgesundheitsleistungen verstanden, die ohne das Risiko des finanziellen Ruins in Anspruch genommen werden können