Kinder effektiv vor Gewalt schützen: internationale Konferenz in Sansibar

Auf der vom WFC ausgerichteten internationalen Kinderrechte-Konferenz tauschten sich Kinderschutzexpertinnen und -experten über gute Praxisbeispiele aus, und erhielten Einblicke, wie Sansibar, das vom WFC mit Gold ausgezeichnete Kindergesetz umsetzt. Das Themenspektrum umfasste Kinderschutz, kinderfreundliche Justiz und Kinderbeteiligung.

An der Konferenz nahmen Delegierte aus dem afrikanischen und asiatischen Raum teil

Politische Vertreterinnen und Vertreter aus 12 Ländern, vor allem Afrika und Asien, sowie Kinderrechtsexperten der  Zivilgesellschaft trafen sich vom 28-30. November 2017 auf der halb-autonomen tansanischen Insel Sansibar, um sich gute politische Kinderschutzmaßnahmen auszutauschen.  Zum Abschluss der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer  die “Sansibar Erklärung zur Sicherung von Kinderrechten”, in der die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner ihr Engagement bekräftigten,  allen Formen von Gewalt gegen Jungen und Mädchen ein Ende zu setzen. An der Konferenz nahmen die WFC-Ratsmitglieder Dr. Gertrude Ibengwé Mongella, ehem Präsidentin des Pan-Afrikanischen Parlaments, und Dr. Auma Obama, Vorsitzende der Kinderrechts-Kommission des WFC und Gründerin des Sauti Kuu Stiftung, teil.

Auf der Agenda stand auch ein Besuch bei einer Kinderschutzeinrichtung

Welche guten Strategien können Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung schützen? Und vor allem: wie können gute Vorgaben so in die Tat umgesetzt werden, dass Mädchen und Jungen davon wirklich profitieren? Die sansibarische Gesetzgebung mit ihrer Implementierungsstrategie beeindruckte sehr und wurde 2015 mit dem Future Policy Award in Gold ausgezeichnet. Das “Kindergesetz” von 2011 leitete einige mutige Implementierungsansätze ein, um Jugendgerichtsbarkeit und  Kinderschutz nicht nur effektiv, sondern auch kinderfreundlich zu gestalten. Über 100 Konferenzgäste, unter ihnen auch viele aus Sansibar, waren neugierig, mehr über das sansibarische Kinderschutzsystem zu erfahren und voneinander zu lernen.

Ein zentrale Frage prägte die 3-tägigen Konferenz: “wie können guten politische Vorhaben in die Praxis erfolgreich umgesetzt werden?”. Diese Frage ging die Konferenz in Workshops, Diskussionsrunden und Präsentationen nach und bot die Möglichkeit,  verschiedene Kinderschutzeinrichtungen zu besichtigen.  Die Konferenzteilnehmer konnten so einen Eindruck gewinnen, welche entscheidende Schritte Sansibar unternimmt, um effektiven Kinderschutz, auch in der Justiz, umzusetzen.

Zu den besichtigten Einrichtungen gehörte auch die Nationale Kinderschutzeinheit –  National Child Protection Unit (NCPU). Sie ist die zentrale Einrichtung, die alle Kinderschutz-Aktivitäten über die verschiedenen Sektoren hinweg koordiniert und harmonisiert. Einbezogen werden dabei  Familien, Kinder,  internationale Organisationen wie Unicef,  sowie die Zivilgesellschaft.

Die Delegierten tauschen Implementierungs-Strategien und “best practices” aus

Weitere  innovative Einrichtungen waren u.a. die One-Stop-Centre Einrichtung, die rund um die Uhr für von Gewalt und sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern und Jugendlichen eine Anlaufstelle darstellt und deren medizinisches, polizeiliches und psychologisches Personal in kinderfreundlichem Umgang geschult und in zivil gekleidet ist. Auch das Kinder- und Jugendgericht beeindruckte, das sich dem Wohl des Kindes verschrieben hat und kinderfreundlich eingerichtet ist.  Ähnlich wie das Kindergericht, von dessen  Wänden  bunte, fröhliche Wandgemälde leuchten, agiert auch das Jugendschutzzentrum mit kinderpsychologisch geschultem Personal. Es bietet Kindern und Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, eine Anlaufstelle und verschaffte ihnen durch (berufliche)- Weiterbildungskurse Zukunftsperspektiven.

Es  gibt  noch viel zu tun in Sansibar, bis das Kinderschutz-Gesetz und die Nationalen Aktionspläne so umgesetzt sind, sodass alle Mädchen und Jungen effektiven Schutz bekommen. Dies ist vor allem eine Herausforderung angesichts der knappen  Ressourcen.

Die Unterzeichneten der “Sansibar-Erklärung zur Sicherung von Kinderrechten” betonten die Notwendigkeit, formelle und informelle Kinderschutzsysteme auf allen Ebenen zu stärken mit einem besonderen Fokus auf Gewalt-Prävention. Ferner riefen sie dazu auf, die qualifizierte Ausbildung für Sozialarbeit voranzutreiben, die effektive Koordination von  verschiedenen Institutionen die mit Kindern involviert sind,  zu forcieren sowie  Haushaltsgelder für die Realisierung von Kinderrechten zu erhöhen.

Unsere Aufgabe wird es nun sein, mit dem gewonnenen Wissen und dem sich gegründeten Kinderrechte-Netzwerk Elemente von guten politischen Kinderschutzsystemen regional und national über Afrika und Asien hinaus zu verbreiten.

Wir danken Janina Özen-Otto, der JUA Stiftung und der Michael Otto Stiftung für die großartige Unterstützung.