Schulden und Vermögen: Makroökonomie für Anwender/innen
Zusammenfassung
Das Denkmodel der „schwäbischen Hausfrau“ als Prototyp einer soliden und nachhaltigen Haushaltsführung ist allseits bekannt und beliebt. Und tatsächlich ist es so, dass die „schwäbische Hausfrau“ alles richtig macht, wenn sie darauf achtet nicht mehr auszugeben als sie einnimmt und dadurch nicht über ihre Verhältnisse lebt. Schwieriger wird die Betrachtung, wenn plötzlich mehrere Haushalte in das Denkmodell einziehen. Für die dann notwendige gesamtwirtschaftliche Betrachtung ist zu beachten, dass auch ein schwäbischer Haushalt nur dann mehr einnehmen als ausgeben kann, wenn wenigstens ein anderer Haushalt mehr ausgibt als er einnimmt und sich verschuldet, oder, um in der Terminologie zu bleiben, über seinen Verhältnissen lebt.
Für die finanzielle Seite der Wirtschaft bedeutet dies, dass jeder Haushalt nur dann Zinsen auf sein erspartes Geld bekommen kann, wenn sich eine andere Wirtschaftseinheit verschuldet und gleichzeitig mit dem geliehenen Geld ausreichende Erträge erwirtschaftet, um Zinsen und Tilgung zu bedienen. Stehen dafür keine Geschäftsmodelle im ausreichenden Maße zur Verfügung, können auch keine Zinsen erwirtschaftet werden. Das Geldvermögen der einen Seite ist immer exakt die Verschuldung der anderen Seite.
Bei einer globalen Betrachtung erweitert sich dieser Zusammenhang dahin, dass ein Land nur dann einen Exportüberschuss erzielen kann, wenn mindestens ein anderes Land ein Defizit in gleicher Höhe hat. Der Versuch aller Länder gleichzeitig einen Überschuss zu erzielen muss scheitern, denn der Handelsbilanzsaldo der gesamten Weltwirtschaft ist immer Null.