Rechtliche Verantwortlichkeit für die Auswirkungen des Klimawandels?

Rechtliche Verantwortlichkeit für die Auswirkungen des Klimawandels?

Wie Vanuatu und die junge Generation die Klimagerechtigkeit in den Vordergrund rücken 

Lena Dente, Senior Programm Managerin, Energie und gerechte Entwicklung

Der Klimawandel ist wohl eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, und seine Auswirkungen sind für die schwächsten Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Welt unverhältnismäßig stark spürbar. Klimagerechtigkeit versucht, dieses Ungleichgewicht auszugleichen, indem sie sicherstellt, dass diejenigen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, nicht ungerechterweise mit den Folgen belastet werden.

Ein Land, das bei der Bewegung für Klimagerechtigkeit eine Vorreiterrolle spielt, ist Vanuatu, ein kleiner Inselstaat im Südpazifik. Nach Angaben des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) betrugen die Treibhausgasemissionen Vanuatus im Jahr 2015 nur 0,002 % der weltweiten Gesamtemissionen. Dennoch gehört das Land zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind: Der steigende Meeresspiegel, häufigere und stärkere tropische Wirbelstürme und die Versauerung der Ozeane bedrohen die Existenz des Landes. Im Klima-Risiko-Index 2020 von Germanwatch wird Vanuatu als das Land eingestuft, das in den letzten zwei Jahrzehnten am stärksten vom Klimawandel betroffen war, mit geschätzten 2.341 Todesopfern und wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 477 Millionen US-Dollar.

Maßnahmen ergreifen 

2018 startete Vanuatu die Vanuatu-ICJ-Initiative, die den Internationalen Gerichtshof (IGH) aufforderte, ein Gutachten (ICJAO) über die Verantwortung von Staaten zur Verhinderung des Klimawandels und die Auswirkungen auf die Rechte von Menschen außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit zu erstellen. Am 29. März 2023 wird die Generalversammlung der Vereinten Nationen über dieses Thema abstimmen.

Die Initiative wird von Vanuatu im Namen einer Koalition von mehr als 120 Staaten angeführt, zu denen auch die pazifischen Inselnationen gehören, die ebenfalls zu den am stärksten gefährdeten Ländern zählen. Diese Kampagne führte zur Gründung der Organisation World’s Youth for Climate Justice (Weltjugend für Klimagerechtigkeit), die die Stimme der zukünftigen Generationen in dieser wichtigen Frage vertritt.

Die Vanuatu ICJ Initiative argumentiert, dass der Klimawandel eine Bedrohung für die grundlegenden Menschenrechte der Menschen auf der ganzen Welt darstellt und dass die Staaten rechtlich verpflichtet sind, Maßnahmen zu ergreifen, um ihn zu verhindern. Die Initiative fordert den IGH auf, die rechtlichen Verpflichtungen der Staaten nach dem Völkerrecht zu klären, einschließlich der Pflicht zur Schadensverhütung und des Grundsatzes der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung.

Neben den Rechten der Menschen, die derzeit vom Klimawandel betroffen sind, betont die Initiative auch, wie wichtig es ist, die Rechte zukünftiger Generationen zu berücksichtigen – dass sie nicht ungerechtfertigt durch die Folgen der Klimakrise belastet werden und dass sie ein Recht auf eine sichere und gesunde Umwelt haben. Der Klimawandel ist ein generationenübergreifendes Problem und ein wichtiger Grundsatz der Klimagerechtigkeit, da die heutigen Generationen dafür verantwortlich sind, dass die Bedürfnisse künftiger Generationen nicht beeinträchtigt werden.

Mögliche internationale Auswirkungen

Die Initiative stellt einen Meilenstein in der Bewegung für Klimagerechtigkeit dar, da sie den dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich der ungleichen Auswirkungen des Klimawandels aufzeigt. Sie ist auch ein Beweis für die Führungsrolle von jungen Menschen und kleinen Inselstaaten im Kampf gegen den Klimawandel.

Wenn der IGH ein Gutachten zur Unterstützung der Initiative abgibt, könnte dies einen rechtlichen Präzedenzfall dafür schaffen, dass Staaten für ihre Handlungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zur Verantwortung gezogen werden. Dies könnte zu einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit und zu Maßnahmen gegen den Klimawandel sowie zu einer größeren Anerkennung der Rechte gefährdeter Gemeinschaften und künftiger Generationen führen.

Darüber hinaus könnte dies zu einer stärkeren Anerkennung der Grundsätze der Generationengerechtigkeit und der Treuhänderschaft der Erde im internationalen Recht führen, was Auswirkungen auf eine Reihe von Umweltthemen über den Klimawandel hinaus haben könnte.

Engagement des World Future Council

Alyn Ware, Ratsmitglied und Co-Vorsitzender der Friedens- und Abrüstungskommission des World Future Council, berät junge Führungskräfte und Juristen, die am ICJAO arbeiten. Alyn hat sich im Laufe der Jahre an mehreren ICJAO-Kampagnen beteiligt. Einer der Gründungsmitglieder des World Future Council, S.E. Richter C.G. Weeramantry, ehemaliger Vizepräsident des Internationalen Gerichtshofs, verfasste eine berühmte abweichende Meinung in einem Fall, der sich auf Atomwaffen bezog, die als Präzedenzfall für die neuen Bemühungen um einen ICJAO zum Klimawandel dienen könnte.

Der World Future Council wird seine Unterstützung für diese Initiative fortsetzen und dabei auf seine Beiträge in den Bereichen gerechte Entwicklung, Rechte zukünftiger Generationen und Aufzeigen zukunftsgerechter Politiken aufbauen.


Die 13. IRENA-Generalversammlung

Die 13. IRENA-Generalversammlung

Das Team Energie und gerechte Entwicklung des World Future Councils nahm im Januar 2023 an der 13. IRENA-Generalversammlung teil. Der Schwerpunkt in diesem Jahr war “World Energy Transition – The Global Stocktake”. Im Gegensatz zu den COP-Treffen, bei denen die Energiewende ein Teil der Klimadiskussion ist, konzentriert sich die IRENA-Generalversammlung direkter auf erneuerbare Energien und die Energiewende.

Die Veranstaltung brachte Akteure aus dem gesamten Energiesektor und der ganzen Welt zusammen, um sich auf Elemente der Energiewende, wie die Einbeziehung der Geschlechter, gerechte Entwicklung, Energiezugang und Klimafinanzierung zu konzentrieren. Die Diskussionen reichten von der globalen politischen Ebene bis hin zu eher lokalen Lösungen und Herausforderungen mit globalen Auswirkungen, wie sie beispielsweise im Kontext der kleinen Inselentwicklungsstaaten diskutiert wurden.

In einer Plenardebatte wurden das Potenzial für die Einbeziehung der Geschlechter sowie der Rahmen und die politischen Maßnahmen erörtert, die für einen gerechten Übergang im Energiesektor erforderlich sind. Höherqualifizierung, Arbeitsplatzschaffung und Möglichkeiten der kommunalen Entwicklung waren nur einige der positiven Maßnahmen, die dazu beitragen werden, die Energiewende zu einem gerechten Übergang zu machen.

Um sicherzustellen, dass niemand bei der Energiewende zurückbleibt, ist die Klimafinanzierung von entscheidender Bedeutung. Die IRENA-Diskussionen umfassten wichtige Debatten über die Einrichtungen, die private und öffentliche Finanzierung sowie Investitionen im Vergleich zu Krediten als Schlüsselthemen. Der allgemeine Konsens schien zu sein, dass die Energiewende untrennbar mit der Entwicklung verbunden ist, was ein wichtiger Aspekt ist, um einen gerechten Übergang für alle zu gewährleisten.

Schließlich wird der World Future Council auch weiterhin Teil der IRENA Coalition for Action sein. Lena Dente wurde als Vertreterin des WFC in den Lenkungsausschuss gewählt. Diese Koalition arbeitet mit anderen Organisationen der Energiewende aus der ganzen Welt zusammen, um IRENA zu beraten und den öffentlichen Dialog über erneuerbare Energien mitzugestalten.

Das Foto zeigt Rabia Ferroukhi, Direktorin am Zentrum für Wissen, Politik und Finanzen, IRENA

März Newsletter

Pressemitteilung: Bundestag fordert erneut Schutz des antarktischen Weddellmeeres

Berlin, 21. Oktober 2022Alle Parteien des deutschen Bundestags haben die Bundesregierung erneut aufgefordert, sich in den anstehenden Verhandlungen zum Schutz der Antarktis für das Weddellmeer einzusetzen. Besonders in Anbetracht der bedrohten Biodiversität aufgrund der Eisschmelze und der expandierenden Fischerei sei der Schutz des Weddellmeeres unerlässlich.

Ende Oktober werden 26 Länder für das jährliche Treffen der „Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis“ (CCAMLR) zusammenkommen. Anlässlich dieser Verhandlungen hat der deutsche Bundestag einstimmig einen Antrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und CDU/CSU zum Schutz des Weddellmeeres beschlossen. In diesem Antrag wird die Bundesregierung aufgefordert, sich auf höchster Ebene bei bilateralen oder multilateralen Treffen für die Schutzgebiete in der Antarktis einzusetzen. Diese Priorisierung der Bundesregierung ist aufgrund bisher lückenhafter internationaler Regelungen für den Meeresschutz von hoher Bedeutung.

Im Rahmen der “Meeresoffensive” der Bundesregierung gewinnt der Schutz der Weltmeere an Bedeutung. Mit dem Beitritt zur High Ambition Coalition for Nature and People (Januar 2021) setzt sich Deutschland für strikte Schutzmaßnahmen für mindestens 30 Prozent der Weltmeere bis spätestens 2030 ein. Die Schutzgebietsfläche im Weddellmeer würde rund 2,2 Millionen Quadratkilometer betragen. Es wäre das größte Meeresschutzgebiet der Welt und würde einen Beitrag zur Erreichung des Ziels leisten, 30 Prozent des Ozeans bis 2030 zu schützen. Das Weddellmeer ist ein einzigartiges Ökosystem und beherbergt allein auf dem Meeresboden etwa 14.000 verschiedene Tierarten. Viele davon existieren nur dort und sind nur in den fragilen Lebensgemeinschaften des Südpolarmeers überlebensfähig. Der Bundestag setzt sich fortan nicht nur für einen strengen Schutz dieses Gebietes ein, sondern ruft auch die Bundesregierung auf, die von anderen CCAMLR Mitgliedsstaaten entwickelten Schutzgebietsvorschläge wie der Ostantarktis und der Antarktischen Halbinsel nach Kräften proaktiv zu unterstützen.

Dabei wächst die Dringlichkeit für die Realisierung dieser Schutzziele. Die steigenden Temperaturen in der Klimakrise führen zum rapiden Abschmelzen des Thwaites-Gletschers und der Schelfeisflächen. Auch der steigende Druck der internationalen Fischerei gefährdet den Fortbestand dieses wichtigen Ökosystems. “Die Rolle des Südpolarmeeres für unseren Planeten wird oft unterschätzt, dabei ist sie entscheidend: Das Südpolarmeer ist essentiell für die Regulierung des Klimas, die Nährstoffversorgung der Meere und als Lebensraum einer beeindruckenden Artenvielfalt. Wir können Funktionen des Südpolarmeeres durch zwei Dinge erhalten – die radikale Drosselung der Emissionen von Treibhausgasen und die Unterschutzstellung der marinen Biodiversität. Wir schätzen den Einsatz des Deutschen Bundestages für dieses Vorhaben und fordern von der Bundesregierung, endlich entschieden zu handeln”, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

Anhaltende geopolitische Herausforderungen

Die internationalen Verhandlungen für den Schutz der Antarktis wurden in den letzten Jahren vor allem von China und Russland blockiert. Da die CCAMLR-Verhandlungen mit dem Prinzip der Einstimmigkeit funktionieren, war der Verlauf in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Dabei steht die Ausweisung der drei Meeresschutzgebiete des Weddellmeeres, der Ostantarktis und der Antarktischen Halbinsel seit rund 10 Jahren aus. Zum dritten Mal fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass das Meeresschutzgebiet (Marine Protected Area, MPA) des Weddellmeeres ausgewiesen wird.

Augenmerk auf internationale Rahmenwerke

Die Priorität des Antrags liegt auf der Erstellung des Schutzgebiets Weddellmeer im Rahmen von CCAMLR. Dazu gehören die Einrichtung großflächiger Nullnutzungszonen und ein wissenschaftliches Biodiversitäts Monitoring unter Einbeziehung modernster und innovativer Technik, so die Bundestagsabgeordneten. “Wie der Schutz des Ozeans gestaltet wird, ist entscheidend für unsere Zukunft”, so Dr. Ralf Sonntag vom World Future Council, “denn nur wenn menschliche Aktivitäten – wie die Fischerei von Krill und Antarktischem Seehecht – in Schutzgebieten unterbunden werden, kann das Ökosystem Meer sich vollständig erholen und in diesem Fall eine Resilienz gegen den Klimawandel entwickeln.” Über den Schutz des Weddellmeeres im Rahmen von CCAMLR hinaus nennt die Resolution ebenfalls weiterhin das Ziel, die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt auf Hoher See (Biodiversity Beyond National Jurisdiction, BBNJ) zu unterstützen. Derzeit gibt es keinen kohärenten Rahmen für die Verwaltung und den Schutz der Hohen See, die 43 Prozent der Erdoberfläche bedeckt. Ein Fortschritt im Bereich BBNJ würde ebenfalls indirekt zum Schutz des Weddellmeeres beitragen. Dass Deutschland seine “Meeresoffensive” ambitioniert verfolgt, hat es erst kürzlich durch seinen Beitritt zu den Blue Leaders bewiesen. Die Initiative von aktuell 23 Ländern ruft für einen vollständigen Schutz von 30 Prozent der Meere bis 2030 auf. Dies bedeutet, dass dort keine extraktiven oder zerstörerischen Aktivitäten erlaubt sind.

Über die Stiftung Weltzukunftsrat

Beim Weltzukunftsrat setzen wir uns für einen gesunden Planeten mit gerechten und friedlichen Gesellschaften jetzt und in der Zukunft ein. Dafür identifizieren, entwickeln, beleuchten und verbreiten wir zukunftsgerechte Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Menschheit und zeichnen sie alle zwei Jahre mit unserem einzigartigen Future Policy Award aus. Unser Rat besteht aus 50 herausragenden globalen Changemakern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Er bestimmt die Agenda unserer Arbeit und entwickelt dazu Stellungnahmen. Die Ratsmitglieder treffen sich jährlich beim Weltzukunftsrat, um die dringendsten Herausforderungen und die vorhandenen Lösungen dafür zu diskutieren. Jakob von Uexkull, der Gründer des Alternativen Nobelpreises, rief 2007 den Weltzukunftsrat ins Leben.

Pressekontakt:

Meike Schützek

Senior Campaigner für die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), Berlin
info@meikeschuetzek.com

Tel.: 0176-82797897

Zusatzinformationen1. Ein Netz von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer – Factsheet
2. Petition zum Schutz des Südpolarmeeres

Interviewpartner:innen

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe, DUH-Newsroom, presse@duh.de, 030 2400867-20

Ralf Sonntag, World Future Council, Hamburg, ralf.sonntag@worldfuturecouncil.org, 0172-4390583

Antje Boetius, Direktorin Alfred-Wegener-Institut – Medienkontakt Folke Mehrtens, medien@awi.de, 0471 4831-2007

World Future Forum / 15. Jahreshauptversammlung des WFC

World Future Forum / 15. Jahreshauptversammlung des WFC

Shared Humanity – The Future We Want – So lautete der Arbeitstitel der 15. Jahreshauptversammlung des World Future Council, die vom 28. bis 29. August stattfand. Zwei Tage lang tauschte sich der Rat über die drängenden Probleme der Welt, die Verbreitung der besten politischen Lösungen und das Arbeitsprogramm des World Future Council für die nächsten Jahre aus. Wir bedanken uns bei allen für ihre aktive Teilnahme und ihre großartigen Beiträge. Wir freuen uns auf die nächste Versammlung!

Pontresina-Erklärung: Die Zukunft für alles Leben auf der Erde

Am 28. und 29. August 2022 fand die 15. Jahreshauptversammlung des World Future Council in Pontresina in der Schweiz statt. Inmitten der Alpen, umgeben von Wäldern und schmelzenden Gletschern haben wir uns getroffen, um Lösungen zu entwickeln, die unsere gemeinsame Zukunft sichern. Die Menschen und Gemeinden vor Ort sowie das Welt Ethik Forum haben uns herzlich willkommen geheißen.

Wir möchten betonen, wie wichtig gesunde Zivilgesellschaften und Demokratien für unsere gemeinsame Zukunft sind – sie gilt es zu schützen und zu stärken.

Unser Anliegen ist es, das universelle Recht allen Lebens auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt zu sichern und wir fordern die Vereinten Nationen, ihre Einrichtungen sowie die internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf, ihre Bemühungen für dieses Ziel zu intensivieren. Unsere Umwelt, aber auch Demokratien, Gesellschaften und die Wirtschaft stehen unter wachsendem Druck: Extreme Wetterereignisse, Raubbau an der Natur, Pandemien, bewaffnete Konflikte, allgegenwärtige Armut und Gewalt. Im Angesicht der aktuellen Katastrophen wollen wir an Lösungen arbeiten, die unsere Zukunft neu ordnen.

Der World Future Council fordert den öffentlichen und privaten Sektor sowie die Zivilgesellschaften dazu auf:

Ökosysteme und Lebensgrundlagen wiederherzustellen

  • Frieden mit der Natur in unseren politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Systemen zu schließen;
  • die Rechte zivilgesellschaftlicher Akteur:innen und Umwelt-Aktivist: innen zu schützen und ihre Arbeit zu ermöglichen;
  • ihre Verpflichtungen zum Schutz, zur Wiederherstellung und Regeneration von Ökosystemen zu erfüllen;
  • das Wissen lokaler und indigener Gemeinschaften für nachhaltige Ressourcennutzung in anzuerkennen, und sie darin massiv zu fördern, diese anzuwenden;
  • Künftige Zoonosen, also von Tier zu Menschen übertragbare Krankheiten wie COVID-19 oder Ebola, zu verhindern. Hierzu müssen Habitate von Wildtieren geschützt und wiederaufgebaut werden;
  • 100 Prozent Agrarökologie und regenerative Ernährungssysteme einzuführen, denn nur so können wir die Umwelt schützen, Hunger und Mangelernährung bekämpfen und Armut beenden; und
  • unsere Ozeane zu schützen und zu regenerieren. Hierzu müssen bis 2030 mindestes 30 Prozent der Meere unter Schutz gestellt und als marine Schutzgebiete (MPAs) ausgewiesen werden. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass die verbleibenden 70 Prozent bis 2050 nachhaltig bewirtschaftet werden, unter Berücksichtigung der Fischereitraditionen indigener Völker.

Das Klima zu stabilisieren

  • die Vernetzung von Nahrung, Wasser und Energie anzuerkennen und einzubeziehen: etwa durch die Förderung regenerativer Landnutzungssysteme. Landwirt:innen und indigene Waldbesitzer:innen müssen für ihre Bemühungen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Klimawandel zu bekämpfen, fair bezahlt werden;
  • die finanzielle Förderung fossiler Brennstoffe (Subventionen und Investitionen) zu beenden; sich vertraglich zu einigen, fossile Brennstoffe nicht weiter zu nutzen; Treibhausgasausstoß bis 2030 zu halbieren;
  • die bestehenden Verpflichtungen zu Klimafinanzierung vollständig umzusetzen, Anreize zu geben und Technologietransfer für Länder des Globalen Süden zu fördern, insbesondere für die Länder, die vom Klimawandel besonders betroffen sind, einschließlich der kleinen Inselstaaten; und
  • den rechtlichen Schutz für heutige und zukünftige Generationen sowie des Lebens auf der Erde zu stärken – für Klima- und Umweltschutz.

Ökonomien und Wirtschaften zu transformieren

  • praxisnah neue Wege zu gehen, um die Transformation unserer Wirtschaftssysteme zum Wohle aller voranzubringen;
  • langfristiges, visionäres Handeln zu fördern – die ökologische und soziale Realität muss in Preisen abgebildet werden;
  • kurzfristige Spekulationen unter Strafe zu stellen und alternative Bewertungssmethoden nutzen, um Kosten und Nutzen von Investitionen in den Klimaschutz und die Regenerierung von Ökosystemen genauer zu bemessen;
  • sich auf unwahrscheinliche Risiken mit großen Auswirkungen („Black Swan Ereignisse“) vorzubereiten und ihnen angemessen zu begegnen;
  • achtsam bei Technologieentscheidungen zu sein, denn insbesondere neue, revolutionäre Technologien bergen Risiken für Gesellschaft, Natur und Demokratie;
  • Ungleichheiten zu beenden, Grundbedürfnisse und Lebensgrundlagen zu schützen – es muss sich lohnen, Ressourcen zu schonen, nachhaltig zu leben und ökologische Regeneration zu fördern;
  • im internationalen Handel und Wirtschaft die wahren Kosten der Ökosystemregeneration zu berücksichtigen; und
  • Unternehmensrichtlinien so zu ändern, dass Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutzprinzipien gewahrt werden.

Das Recht auf Gesundheit zu gewährleisten

  • anzuerkennen, dass menschliche und plantare Gesundheit und Ernährung untrennbar miteinander verbunden sind;
  • sicherzustellen, dass Gesundheit als ein grundlegendes Menschenrecht und integraler Bestandteil der menschlichen Sicherheit behandelt wird;
  • eine sog. Universal Health Coverage (UHC), also allgemeine Gesundheitsabsicherung, einzuführen, die allen Menschen und Gemeinschaften den Zugang zu hochwertigen öffentlichen Gesundheitsdiensten ermöglicht und niemanden zurücklässt. Kinder, Geflüchtete, Binnenvertriebene, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen zählen zu den vulnerabelsten Gruppen und verdienen besondere Aufmerksamkeit;
  • das Menschenrecht auf ein Leben in einer gesunden, sicheren und schadstofffreien Umgebung mit sauberer Luft, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, sauberen Böden und dem Recht auf gesunde und nahrhafte Nahrung umzusetzen; und
  • Arbeitsbedingungen zu schaffen, die geschlechtersensibel, gut bezahlt und sicher sind.

Frieden zu schaffen

  • die Verpflichtungen aus der UN-Charta zum Verzicht auf Gewaltanwendung, zur friedlichen Beilegung von Konflikten und zur Beachtung der Grundsätze des Völkerrechts zu erfüllen;
  • sich zu verpflichten, niemals einen nuklearen Angriff zu starten, beginnend mit der Verabschiedung von „No-First-Use“-Vereinbarungen;
  • Atomwaffen und andere Massenvernichtungswaffen weltweit bis spätestens 2045, dem 100. Jahrestag der Vereinten Nationen, zu vollständig abzuschaffen;
  • Militärhaushalte und – investitionen zu verlagern und diese Gelder für Frieden und menschliche Sicherheit zu nutzen. Ein Großteil der 2 Billionen US-Dollar, die jährlich für Militärausgaben anfallen – einschließlich rund 100 Milliarden US-Dollar, die für das nukleare Wettrüsten ausgegeben werden – sollen in Umweltschutz, öffentliche Gesundheit, erneuerbare Energien, Ernährungssicherheit und den Übergang zu einer grünen Wirtschaft reinvestiert werden; und
  • Geschlechterparität in allen Aspekten der Friedenssicherung und Konfliktlösung sicherzustellen.

Kinder- und Jugendrechte und Rechte der zukünftigen Generationen zu sichern

  • Erdrechte, Rechte auf Erddemokratie und Erdökonomie mit Kinder- und Jugendrechten und Rechten der zukünftigen Generationen zu verbinden und in das Prinzip der Generationengerechtigkeit einzubeziehen;
  • eine wirkungsvolle Beteiligung von Kindern und jungen Menschen an Entscheidungsfindungen zu ermöglichen;
  • sicherzustellen, dass Kinder und junge Menschen Schlüsselakteure der Transformation sind;
  • Fürsprecher:innen zukünftiger Generationen auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung zu institutionalisieren, einschließlich der Ernennung von UN-Beauftragten für zukünftige Generationen; und
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung als Teil des lebenslangen Lernens umzusetzen – zur Mitgestaltung einer regenerativen Zukunft.

Der World Future Council verfolgt das Ziel, unseren Kindern und Enkeln einen gesunden, nachhaltigen Planeten mit gerechten und friedlichen Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifizieren, entwickeln, beleuchten und verbreiten wir zukunftsgerechte Lösungen und fördern deren Umsetzung weltweit. 

Durch die Auszeichnung von 66 beispielhaften Gesetzen aus 40 Ländern und aktive Fürsprache seiner internationalen Ratsmitglieder zeigt der World Future Council, dass eine bessere Zukunft möglich ist.

Wir sind der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam Misstrauen und Pessimismus in neue Hoffnung, Verbundenheit und Solidarität von Menschen, Führungspersönlichkeiten und politischen Entscheidungsträger:innen verwandeln können, um die richtigen transformativen Entscheidungen zu treffen und als eine Familie auf der Erde zusammenzuwirken.

Pontresina, 29 August 2022  

Die Pressemitteilung kann hier abgerufen werden.

Pressemitteilung: Geburtstag des Weltzukunftsrats

Medienerklärung: World Future Council verurteilt Akt der Aggression und ruft zur Wiederherstellung des Friedens und des Völkerrechts auf

Medienerklärung: World Future Council verurteilt Akt der Aggression und ruft zur Wiederherstellung des Friedens und des Völkerrechts auf

24. Februar 2022 – Der World Future Council verurteilt die russischen Militäraktionen gegen die Ukraine als einen Akt der Aggression, der eindeutig gegen das Völkerrecht verstößt. Ungeachtet aller Beschwerden und ungelösten Konflikte, die Russland mit der Ukraine und den Vereinigten Staaten/NATO haben mag, ist die Androhung oder Anwendung von Gewalt zur Lösung solcher Konflikte nach Artikel 2 der UN-Charta verboten. Präsident Putin hat mit der Anordnung von Militärschlägen gegen die Ukraine ein Verbrechen gegen den Frieden begangen, für das er als Staatschef persönlich verantwortlich ist.

Putins Handlungen katapultieren Russland und die Ukraine in einen bewaffneten Konflikt, der, wenn er nicht gestoppt wird, zu katastrophalem Leid sowohl für die Kämpfenden als auch für die Zivilbevölkerung in der Ukraine führen wird, Russland dem Risiko eines Gegenangriffs aussetzt, der dem russischen Volk, von dem sich viele gegen Präsident Putins illegale Handlungen wehren, Leid zufügen wird, und zu einem umfassenderen regionalen Krieg eskalieren könnte, der den Frieden und die Sicherheit in der Welt bedroht und das Risiko eines Atomkriegs erhöht.

Krieg hat im 21. Jahrhundert keinen Platz, wenn die Menschheit bereits so viele dringende Probleme wie den Klimawandel und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele angehen muss.

Wir bedauern, dass Diplomatie, Vermittlung und gemeinsame Sicherheitsmechanismen nicht schon früher in dem Konflikt besser genutzt wurden, um historische Missstände anzusprechen und zu lösen. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, alle nichtmilitärischen Mittel einzusetzen, einschließlich der in den Artikeln 33 bis 41 der UN-Charta genannten, um die Invasion in der Ukraine einzudämmen und rückgängig zu machen, und Präsident Putin sowie andere russische Amtsträger, die sich mitschuldig gemacht haben, strafrechtlich für den Akt der Aggression verantwortlich zu machen.

Wir unterstützen die Menschen in der Ukraine, in Russland, in Europa und in der ganzen Welt, die keinen Krieg wollen, die die aufrührerische Rhetorik und die Desinformationskampagnen, die die Beziehungen zwischen und innerhalb der Nationen polarisiert haben, nicht unterstützen, die den Dialog und die Konfliktlösung unterstützen, die einen nachhaltigen Frieden für die jetzigen und die künftigen Generationen schaffen wollen und die eine Welt anstreben, in der die Regierungen sich nicht mehr mit massiven Militärausgaben auf einen Krieg vorbereiten, sondern diese Ressourcen stattdessen auf die Erfüllung menschlicher Sicherheitsbedürfnisse wie den Klimaschutz, die öffentliche Gesundheit und die Überwindung der Armut konzentrieren.

Pressekontakt

Alyn Ware
Ratsmitglied, World Future Council
Ko-Vorsitzender, World Future Council, Kommission für Frieden und Abrüstung
alyn@pnnd.org
Tel.: +420 773 638 867

Über die Stiftung World Future Council
Der World Future Council (WFC) verfolgt das Ziel, unseren Kindern und Enkeln einen gesunden, nachhaltigen Planeten mit gerechten und friedlichen Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifizieren, entwickeln, beleuchten und verbreiten wir zukunftsgerechte Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Menschheit und fördern deren Umsetzung weltweit. Der Rat besteht aus 50 internationalen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kultur. Jakob von Uexküll, der Gründer des Alternativen Nobelpreises, hat den World Future Council 2007 ins Leben gerufen. Wir sind als gemeinnützige Stiftung in Hamburg registriert und finanzieren unsere Arbeit über Spenden und institutionelle Partnerschaften.

6. Gedenkveranstaltung für Yagmur