Erster Stakeholder-Workshop zum Thema “Scaling up Agroecology in the Himalayas”
Erster Stakeholder-Workshop zum Thema “Scaling up Agroecology in the Himalayas”
Die dringende Notwendigkeit, unsere Lebensmittelsysteme umzugestalten, ist inzwischen allgemein anerkannt. Klimawandel, Hunger, Unterernährung, Verlust der biologischen Vielfalt und Menschenrechtsverletzungen sind nur einige der Herausforderungen, die eng mit der Art und Weise zusammenhängen, wie wir unsere Lebensmittel produzieren, handeln und konsumieren. Die Agrarökologie wurde weltweit als ein wichtiger Übergangsweg identifiziert, der die vielschichtigen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, ganzheitlicher angehen kann.
Um diesen Übergangspfad und den Ansatz der Lebensmittelsysteme zu fördern, organisierten IFOAM – Organics International und der World Future Council einen virtuellen Workshop zum Thema “Scaling up agroecology in the Himalayas”. Der interaktive Workshop brachte Interessenvertreter aus Bhutan, Indien und Nepal zusammen, um die grundlegenden Schritte zu diskutieren, die notwendig sind, um nachhaltige Lebensmittelsysteme durch Agrarökologie im Himalaya zu erreichen. Die Teilnehmer tauschten sich über die aktuelle Situation der Lebensmittelsysteme und der Agrarökologie im Himalaya aus, reflektierten über die wichtigsten Herausforderungen und Möglichkeiten für positive Veränderungen, untersuchten verfügbare politische Lösungen zur Unterstützung nachhaltiger und gesunder Agrar- und Lebensmittelsysteme und diskutierten deren mögliche Verbesserungen sowie Ideen für zusätzliche politische Initiativen.
Organisatoren und Unterstützer
Der Workshop wurde vom World Future Council und IFOAM-Organics International organisiert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.
Zusammenfassung
Der lebhafte und engagierte zweitägige Workshop fand am 14. und 15. März 2023 online statt und brachte 60-70 Akteure aus Bhutan, Indien und Nepal zusammen. Zu den Teilnehmern gehörten politische Entscheidungsträger, Parlamentarier, Akademiker, zivilgesellschaftliche Organisationen, Vertreter des Privatsektors und Geber.
Der erste Tag war der Erörterung der wichtigsten Herausforderungen und Chancen der Ausweitung der Agrarökologie in Bhutan, Indien und Nepal gewidmet. Die Sitzungen waren rund um den Ansatz der Lebensmittelsysteme strukturiert und umfassten eine übergreifende Podiumsdiskussion und vier Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen befassten sich mit einer Reihe von Themen, darunter widerstandsfähige, integrative und vielfältige Lebensmittelproduktionssysteme, Nachhaltigkeit entlang aller Lebensmittelwertschöpfungsketten, nachhaltige und gesunde Ernährung sowie Koordination und Integration für mehr politische Kohärenz und Konsistenz.
Am zweiten Tag bauten die Teilnehmer auf den Diskussionen des ersten Tages auf und konzentrierten sich auf die politischen Dimensionen nachhaltiger Lebensmittelsysteme, wiederum in Form von Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen. Sie identifizierten und diskutierten politische Lösungen, die nachhaltige und gesunde Agrarnahrungsmittelsysteme unterstützen und behindern, erörterten politische Verbesserungen, tauschten sich über bestehende politische Lücken aus und überlegten, wie politische Kohärenz und Konsistenz verbessert werden könnten.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Zu den diskutierten Herausforderungen gehörten Ernährungsunsicherheit und Unterernährung, Verfügbarkeit von Ackerland, geringe Arbeitsproduktivität, Klimawandel, Migration, Arbeitskräftemangel und Feminisierung der Landwirtschaft, Verlust der biologischen Vielfalt, Wasserknappheit, nicht nachhaltige Anbaumethoden, veränderte Bodennutzung und Bodendegradation, Bodengesundheit, Verstädterung, Verlust von Gemeinschaftswissen, Abhängigkeit von externen Inputs (insbesondere Düngemitteln), geringe Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Produktion, Lebensmittelimporte und die Auswirkungen der jüngsten Pandemie, zu einfache Ernährung, Armut und Erschwinglichkeit von Lebensmitteln, agrarökologische Produkte, die nicht aus der Nische herauskommen, Zugang zu Märkten, unzureichende Wertschöpfung, Verluste nach der Ernte und Lebensmittelverschwendung, mangelnde Koordinierung und damit fehlende Konvergenz sowie das Fehlen von bergspezifischen Politiken, Programmen und Ansätzen.
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Zu den hervorgehobenen Möglichkeiten gehörten die Agrarökologie als Übergangspfad, die Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger, der Wert eines eigenen Rechtsrahmens und einer nationalen Politik zur Förderung der Agrarökologie, die Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums für Agrarökologie, ein stärkeres Engagement der Geber und die Unterstützung des Kapazitätsaufbaus, die Ökosystemleistungen der Region, die Stärkung von Forschung, Lehre und Beratung, die Verbesserung der Wasserverteilung und der effizienten Wassernutzung, die Nutzung der Unterernährung als Ergebnisindikator für Armutsbekämpfungsprogramme, ernährungssensible Landwirtschaft und Integration nahrhafter Lebensmittel, Stärkung der lokalen Wirtschaft durch Verteilung und Beschaffung lokaler Lebensmittelkörbe, Investitionen und Zugang zu Finanzmitteln, Stärkung des Verbraucherbewusstseins, Förderung des Zugangs zu Märkten und Biomärkten, Preisanreize, Mechanisierung der Landwirtschaft, Bekämpfung von Ernteschäden, kommerzielle Produktion von Biodüngern und Pestiziden, Bildung von Erzeugergemeinschaften und Erzielung von Größenvorteilen, Agroforstwirtschaft, Subventionen für landwirtschaftliche Infrastruktur und Integration mit nicht landwirtschaftlichen Unternehmen wie dem Tourismus.
- Der Wert wurde im Erfahrungsaustausch innerhalb der Region und über die Grenzen hinweg über Agrarökologie und den Ansatz der Lebensmittelsysteme, Innovation durch Zusammenarbeit, Knüpfen von Kontakten, Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger, Stärkung institutioneller Mechanismen und Stärkung der Kleinbauern an der Basis gesehen.
- Ein integrierter, ganzheitlicher, gebirgsspezifischer Ansatz wurde ebenso betont wie die Bedeutung einer verstärkten Koordination und Zusammenarbeit. Die Einbindung von mehr politischen Entscheidungsträgern und die Entwicklung eines gemeinsamen Fahrplans wurden als notwendig erachtet, aber auch als Mammutaufgabe, die viel engagierte Koordination und Unterstützung erfordern würde.
- Es gibt zwar einige vielversprechende politische Maßnahmen, aber ihre unzureichende Umsetzung verhindert, dass sich eine widerstandsfähige und agrarökologische Landwirtschaft effektiver ausbreiten und nachhaltigere Lebensmittelsysteme gedeihen können. Um signifikante Veränderungen zu bewirken, betonten die Interessenvertreter unter anderem, dass die Politikentwicklung im Allgemeinen integrativer werden und bergsensible Ansätze einbeziehen muss, dass die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik verbessert werden muss und dass Schlüsselakteure wie Regierungsbeamte, Lehrkräfte, Landwirte und Verbraucher besser für die Bedeutung gesunder, nahrhafter und vielfältiger Lebensmittel sensibilisiert werden müssen.
- Ein Mechanismus auf nationaler Ebene, der alle relevanten Stakeholder umfasst, wurde als notwendig erachtet, um die Koordination und Konvergenz zwischen den verschiedenen Regierungsebenen, den für das Lebensmittelsystem relevanten Abteilungen sowie allen Stakeholdern des Lebensmittelsystems zu stärken, um gemeinsame Anstrengungen für nachhaltige Lebensmittelsysteme voranzutreiben und widersprüchliche politische Ergebnisse zu beseitigen.
Warum wurde diese Veranstaltung durchgeführt? Was war das Ziel?
In den letzten 10 Jahren haben die politischen Entscheidungsträger Bhutans, Indiens und Nepals zunehmend erkannt, dass ein Übergang zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Systemen notwendig ist, um die natürlichen Ressourcen zu erhalten und die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung zu verbessern. Das politische Engagement wurde mit unterschiedlicher Intensität umgesetzt, einschließlich politischer Strategien und Programme mit spezifischen Haushaltsmitteln für Maßnahmen zur Förderung des ökologischen Landbaus und der Agrarökologie. In letzter Zeit haben auch andere Teile der Lebensmittelsysteme, wie Wertschöpfungsketten und Märkte, mehr Aufmerksamkeit von den politischen Entscheidungsträgern erhalten.
Um auf dieser Dynamik aufzubauen und zu erkunden, wie agrarökologische Lebensmittelsysteme besser skaliert werden können, haben wir diesen zweitägigen interaktiven Stakeholder-Workshop organisiert. Die Veranstaltung brachte Stakeholder von Lebensmittelsystemen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammen, die ein gemeinsames Verständnis für die Notwendigkeit von Veränderungen haben. Wir haben eine Plattform geschaffen, auf der wir zusammenarbeiten und innovative Lösungen finden können, um den Übergang zu nachhaltigeren, agrarökologischen Lebensmittelsystemen zu beschleunigen.
Der Workshop ist Teil des Projekts “Scaling up Agroecology in the Himalayas”, das darauf abzielt, einen gemeinsamen Fahrplan zu erstellen, und das auf der digitalen Veranstaltung “Scaling up Agroecology in the Himalayas Together” vom April 2021 (Weitere Informationen unter: https://www.ifoam.bio/news/high-level-policy-experts-discussed-current-situation) sowie auf der Studie “The Mainstreaming of Organic Agriculture And Agroecology in the Himalaya Region” (Verfügbar unter: https://old.worldfuturecouncil.org/the-mainstreaming-of-organic-agriculture-and-agroecology/).
Wird es in Zukunft weitere Veranstaltungen dieser Art geben?
Dieser Workshop ist nur der erste in einer Reihe von Veranstaltungen für Interessengruppen, die bis Ende 2023 mit einem gemeinsamen Fahrplan abgeschlossen werden sollen. Durch die Ausweitung der Agrarökologie im Himalaya können wir eine Blaupause für nachhaltige Lebensmittelsysteme schaffen, die in anderen Regionen der Welt nachgeahmt werden kann. Darüber hinaus ist dies ein entscheidender Schritt, um unsere gemeinsame Zukunft auf diesem Planeten zu sichern und der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Gesundheit unserer Ökosysteme und das Wohlergehen aller Lebewesen eng miteinander verknüpft sind.